Naturschutz braucht Fläche - Arten brauchen Lebensräume

21. Juni 2025 | Artenschutz (NI), Lebensräume, Insekten (NI), Landwirtschaft, Naturschutz in der Stadt (NI), Naturschutz, Schmetterlinge, Schmetterlinge (NI), Über uns (NI), Wildbienen, Wildbienen (NI)

Foto einer Blühwiese zur Förderung der Artenvielfalt. Foto: BUND Blühwiese  (BUND)

Delegiertenversammlung BUND Niedersachsen: Diskussionsrunde mit Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft zum Schutz der Artenvielfalt

Die Vielfalt an Arten und Lebensräumen in Niedersachsen ist in den letzten Jahrzehnten drastisch geschrumpft. Im Rahmen der Jahresdelegiertenversammlung des BUND Niedersachsen in Papenburg diskutierten heute Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Naturschutz und Landwirtschaft über aktuelle Herausforderungen und konkrete Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt. Schutzgebiete müssten aufgewertet, Lebensräume in der Landschaft vernetzt werden. Zudem müsse der ungebremste Flächenverbrauch gestoppt sowie bestehende Flächen entsiegelt und renaturiert werden, so der BUND Niedersachsen.

Einen wissenschaftlichen Impuls zum Auftakt der Veranstaltung lieferte Prof. Dr. Josef Settele, Biodiversitätsforscher am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Mitglied des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) sowie des Sachverständigenrats für Umweltfragen der Bundesregierung. Settele wies eindringlich auf die ernsthafte Bedrohung des Artensterbens für unsere Lebensgrundlagen hin. Maßnahmen für Umwelt-, Klima- und Naturschutz seien existenziell. Derzeit herrschten in Deutschland große Defizite. Hier müssten die politisch Verantwortlichen dringend nachbessern.

Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen betonte: „Das Tempo des Artensterbens ist nach wie vor alarmierend. Deshalb hat die Landespolitik gemeinsam mit den Partnern des Niedersächsischen Weges konkrete Ziele definiert, etwa beim Biotopverbund, der Reduktion des Flächenverbrauchs oder für den Ökolandbau – doch die Umsetzung der gemeinsam beschlossenen Ziele muss schneller gehen. Dafür muss die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) mehr Geld für ökologische Leistungen der Landwirtschaft bereitstellen, statt auf pauschale Flächenprämien zu setzen. Als BUND Niedersachsen sehen wir weiterhin enormes Potenzial in der Wiedervernässung von Mooren. In Niedersachsen, dem „Moorland Nr. 1“ in Deutschland, ließe sich dadurch der natürliche Klimaschutz nachhaltig stärken. Der BUND fordert deshalb auf Basis der vorliegenden Moorpotenzialstudie eine landesweite Strategie und konkrete Maßnahmen, um Klimaschutz, Naturschutz und neue Formen einer angepassten landwirtschaftlichen Nutzung zusammenbringen. Auch hier wird die Ausgestaltung der künftigen GAP entscheidend für klima- und naturschonende Bewirtschaftungsweisen und die langfristige Planungssicherheit der Landwirtschaft sein.“

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer machte deutlich: „Niedersachsen hat mit dem landesweiten Artenschutzprogramm und der Artenschutzoffensive wichtige Weichen gestellt. Dazu gehören u. a. die Ausweisung von Wildnisgebieten, ein Schutzprogramm für Wiesenvögel und konkrete Maßnahmen zur Datenverbesserung beim Monitoring gefährdeter Arten. Auch die Umsetzung des Biotopverbundes auf 15 % der Landesfläche ist ein zentrales Ziel. Klar ist aber auch: Für die Umsetzung brauchen wir alle an einem Tisch – besonders auch die Landwirtschaft und den Naturschutz.“

Hubertus Berges, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen ergänzte: „Der Niedersächsische Weg ist für uns ein wegweisender, politischer Prozess, der zeigt, wie anfänglich konträre Sichtweisen durch das Gespräch auf Augenhöhe zueinander finden können. Diese Herangehensweise, die bereits auf nationaler Ebene schon Nachahmer findet, brauchen wir auch bei dem großen Thema Moor. Die Reihenfolge muss lauten: Erst miteinander reden, dann einen handfesten Konsens finden. Das ist der richtige Weg, statt mit Vorgaben und Fristen zu arbeiten. Dazu gehört auch das Nebeneinander von Bio- und konventioneller Landwirtschaft. Miteinander und voneinander lernen, wie beispielsweise beim FINKA-Projekt oder beim Bienenfreundlichen Landwirt, trägt mehr zur Biotopvernetzung und Umweltschutz bei als Verbote.“

Fakt ist: Naturschutz braucht Fläche, Arten brauchen Lebensräume. Die aktuellen Roten Listen aus Niedersachsen belegen: Von den heimischen Lebensräumen sind 88 Prozent gefährdet oder bereits verschwunden – 43 Prozent aller Brutvogelarten sowie viele andere Tiergruppen in Niedersachsen sind ebenfalls betroffen. Der BUND Niedersachsen forderte deshalb im Rahmen der Veranstaltung, zielgerichtete, konsequente und nachhaltig umgesetzte politische Maßnahmen, um das Artensterben – auch in Niedersachsen – zu stoppen.

Auf der Jahresdelegiertenversammlung wurden zudem langjährige Jubiläen der Kreisgruppen und Aktiven des BUND Niedersachsens gewürdigt – darunter die Kreisgruppe Emsland, die anlässlich ihres vierzigjährigen Bestehens das diesjährige Treffen gemeinsam mit dem Landesverband ausgerichtet hatte.

Hinweis: Hören Sie sich auch gerne unsere Audio-Statements von Susanne Gerstner und Christian Meyer an.


BUND-Pressestelle:
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