BUND Landesverband Niedersachsen

Seltene Wildbiene auf Parkfriedhof Junkerberg in Göttingen entdeckt

05. Juli 2018 | Artenschutz (NI), Naturschutz in der Stadt (NI), Projekt Ökologische Nische Friedhof (NI), Wildbienen

Nur wenige Wochen nach dem Beginn des BUND-Wildbienenprojektes „Ökologische Nische Friedhof" hat der Biologe Thomas Fechtler die sehr seltene und hoch spezialisierte Wildbienenart Natternkopf-Mauerbiene mit mehreren Individuen auf dem Parkfriedhof Junkerberg in Göttingen nachgewiesen. „Die Natternkopf-Mauerbiene sammelt den Pollen für ihre Nachkommen ausschließlich an Pflanzen der Gattung der Natternköpfe, die wir im April hier angepflanzt haben“, erläutert der BUND-Projektleiter Jakob Grabow-Klucken.

Im Rahmen des von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderten Projektes wurden Mustergräber mit einheimischen Wildstauden angelegt, mit dem Ziel, das Nahrungsangebot für Wildbienen und andere Insekten zu vergrößern. Neben den Natternköpfen wurden auch Rainfarn und verschiedene Glockenblumenarten auf den Gräbern eingesetzt. „Mit dem Fund können wir zeigen, dass schon mit wenigen Maßnahmen bei der Gestaltung von Friedhöfen die Artenvielfalt gesteigert werden kann“, so der BUND-Experte weiter.

 

HINTERGRUND
Natternkopf-Mauerbiene

Wie ein Großteil aller Wildbienenarten liebt die Natternkopf-Mauerbiene trockene und warme Lebensräume. Ihre Nistplätze baut sie in Löchern von Felswänden, Steinmauern oder auch in Schilfhalmen. Bei der Wahl der Niststätte ist die Art sehr wählerisch, wie auch bei der Wahl der Pollenquelle: Die Hohlräume müssen 4-7 mm groß und gerade sein, denn die Natternkopf-Mauerbiene legt ihre Brutzellen linienförmig hintereinander ab. Beim Nestbau ist sie ein geschickter Baumeister: Sie formt kleine Steinchen mit Erde zu einem Mörtel und verteilt ihn über die Zellwände. Erfreulicherweise nimmt die Natternkopf-Mauerbiene künstliche Nisthilfen in Form von Holzblöcken mit Bohrlöchern oder Bambusrohre gut an. Dadurch kann man der Art gut mit Nisthilfen helfen.

BUND Projekt „Ökologische Nische Friedhof“
Friedhöfe spielen eine wichtige Rolle in der religiösen Praxis und erfüllen eine wichtige Erholungsfunktion für viele Menschen. Gerade in Stadtgebieten kommt den Friedhöfen als Grünflächen auch eine wichtige Funktion für die Erholung der Bevölkerung zu: Aktuell machen z.B. die Friedhöfe in der Landeshauptstadt Hannover etwa ein Drittel des öffentlichen Grüns aus. Sie sind aber auch ein wichtiger Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere und bilden oft ökologisch wertvolle Inseln im urbanen Raum.

Alte Friedhöfe mit alten Baumbeständen gehören zu den artenreichsten städtischen Bebauungstypen. Gerade in den Bereichen außerhalb der gepflegten Grabflächen kommt eine Vielzahl an wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen vor, von denen sogar etwa 10 % als seltene oder gefährdete Arten auf der „Roten Liste“ stehen. Für Insekten und insbesondere für Wildbienen bieten sie einen wichtigen Lebensraum. Mitunter kommen in  der Stadt 50-90 % der Wildbienenarten einer Region vor. Aufgrund der fortlaufenden Bautätigkeiten wird die Bedeutung von Friedhöfen als Rückzugsgebiet für die Natur wohl in Zukunft noch zunehmen. 

 

Rückfragen zum Thema an:

Jakob Grabow-Klucken, Projektleiter „Ökologische Nische Friedhof“, BUND Landesverband Niedersachsen, Tel. (0511) 965 69 12, jakob.klucken(at)nds.bund.net

 

Presseanfragen:

Dr. Tonja Mannstedt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, BUND Landesverband Niedersachsen, Tel. (0511) 965 69 31, tonja.mannstedt(at)nds.bund.net

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