Auf einer 7 500 Quadratmeter großen ehemaligen landwirtschaftlichen Fläche der Gemeinde Sprakensehl haben rund 70 fleißige Helfer*innen heute 550 gebietseigene Gehölze und 22 Obstbäume gepflanzt und damit wichtigen neuen Lebens- und Nahrungsraum für Wildkatzen und andere Arten geschaffen. Die Pflanzung fand im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ statt, in dem sich der BUND Niedersachsen zum Ziel gesetzt hat, Wälder, Waldränder und angrenzendes Grünland für die Europäische Wildkatze artgerecht umzugestalten. Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte mußte leider kurzfristig absagen, informierte sich aber vorab über das neue Förderprojekt des BUND.
Miriam Staudte, Niedersächsische Landwirtschaftsministerin: „Ich bedanke mich bei allen, die zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben. Wälder und Waldränder haben eine hohe Funktion für den Artenschutz in Niedersachsen. Die Wildkatze ist ein toller Botschafter für die heimische Biodiversität.“
In Niedersachsen kommen Wildkatzen vor allem in Waldgebieten im Süden wie dem Harz und dem Solling vor. Von dort aus breiten sich die scheuen Tiere langsam wieder aus und erobern verlorengegangene Lebensräume bis in die Lüneburger Heide zurück. Susanne Gerstner, Vorsitzende BUND Landesverband Niedersachsen: „Damit sich die Wildkatze weiter ausbreiten kann, braucht sie naturnahe Wälder und Waldränder. Vor allem strukturreiche Waldränder sind in der Landschaft selten geworden: Sie wurden durch Straßen, Siedlungen und intensive landwirtschaftliche Nutzung verdrängt oder aufgrund des hohen Pflegeaufwands entfernt. Gleichzeitig sind sie ein wichtiger Bestandteil für die Biotopvernetzung. Niedersachsen hat sich zum Ziel gesetzt, einen landesweiten Biotopverbund auf 15% der Landesfläche zu entwickeln. Waldränder zu erhalten und wieder herzustellen, wo sie verschwunden sind, kann einen wichtige Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen.“
Von dem neu angelegten Waldrand aus heimischen Gehölzen wie Weißdorn, Hundsrose und Eberesche profitieren zukünftig nicht nur Wildkatzen, sondern auch andere Tiere, wie Fledermäuse, Schmetterlinge und verschiedene Vogelarten. Ergänzt wurde die Pflanzung durch die Anlage einer Streuobstwiese. Diese soll der Wildkatze zukünftig als zusätzliches Jagdrevier dienen und zum Erhalt alter regionaler Obstorten beitragen.
Viele helfende Hände führten vor Ort zu einem schnellen Gelingen der Pflanzaktion. Unterstützt wurde sie vom Flächeneigentümer Gerhard Schulz, der Jägerschaft Gifhorn, der Stiftung Kulturlandpflege und 39 Schüler*innen der Grundschule Sprakensehl sowie der Karl-Söhne-Schule Hankensbüttel.
Das sechsjährige Förderprojekt führt der BUND Niedersachsen gemeinsam mit neun weiteren Landesverbänden und der BUNDjugend durch. Das länderübergreifende Vorhaben wird vom Bundesamt für Naturschutz im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. In Niedersachsen wird das Projekt zudem von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung finanziert. Karsten Behr, Geschäftsführer der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung:
„Die heutige Pflanzaktion bringt den jungen Menschen der lokalen Schulklassen die Bedeutung der Wälder und Waldränder für den Klima- und den Artenschutz näher. Klasse ist die gelungene Kombination aus Umweltbildung und praktischer Erfahrung direkt vor Ort.“
Hintergrund:
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt zurückgezogen in unseren Wäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute geschätzt 6.000 bis 8.000 Tiere bei uns und das überwiegend in Mittel- und Südwestdeutschland. Dabei ist die Wildkatze wie kaum eine andere Art als Leitart des Naturschutzes für einen Verbund von Waldlebensräumen geeignet. Wildkatzen reagieren sehr sensibel auf die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und ausgeräumte Agrarflächen. Dort, wo sich die Wildkatze wohlfühlt, sind die Bedingungen auch für andere bedrohte Arten wie Schwarzstorch sowie seltene Käferarten und Pilze optimal. Der BUND engagiert sich bereits seit Jahrzehnten für den Schutz der Europäischen Wildkatze und ihrer Lebensräume. Dabei spielen Waldränder eine besondere Rolle, da sie sich auf der Grenze zweier Lebensräume befinden und somit besonders artenreich durch das Vorkommen von Tieren und Pflanzen aus dem Wald und aus Feld und Flur sind.
Weitere Informationen:
zum Projekt „Wildkatzenwälder von Morgen“
Pressefotos:
Fotos der Pflanzaktion finden Sie ab 13:30 Uhr hier.
Bei Rückfragen:
Andrea Krug, Projektleiterin „Wildkatzenwälder von morgen“, Tel. (0511) 965 69 - 39, andrea.krug@nds.bund.net
BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, Mobil: (01515) 33 111 88; presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de