Wenn jetzt im Frühling die Natur wieder erwacht, werden Wildtiere und insbesondere Bodenbrüter durch freilaufende Hunde und Katzen empfindlich gestört. Der BUND Niedersachsen bittet darum, Rücksicht auf die heimische Tierwelt zu nehmen und die Haustiere nicht frei laufen zu lassen. „Im Frühling sind die wildlebenden Tiere besonders störempfindlich“, erläutert Dr. Reinhard Löhmer, Artenschutzexperte des BUND Niedersachsen.
„Freilaufende Hunde können großen Schaden anrichten, wenn ihr Jagdtrieb erwacht und sie ein Wildtier verfolgen oder verletzen.“ Die Vorstellung von Hundebesitzern, ihr Hund jage nicht, gehe an der Realität vorbei. „In einem Hund steckt immer noch der Wolf“, betont Löhmer. „Der Jagdinstinkt lebt im Hund weiter. Er wird durch Wildtiere ausgelöst, die der Hund meist schneller entdeckt als man selber.“ Selbst wenn der Hund das Wildtier nicht erbeuten kann, reagiert es angeborenermaßen mit Flucht. Allein die Anwesenheit von Hunden sorgt für Stress und Todesangst bei Vögeln und Säugetieren. Auf der Flucht verbrauchen Tiere viel Energie und werden geschwächt. Gerade in Zeiten mit Nahrungsengpässen kann das den nachträglichen Tod bedeuten. Deswegen appelliert der BUND an alle Hundebesitzer, Wildtieren in der Natur ihre Ruhe zu lassen und beim Spaziergang ihren Vierbeiner stets an der Leine zu führen.
Die Anwesenheit von freilaufenden Katzen löst ebenfalls Dauerstress unter Wildtieren aus. Bei Vögeln kann dies zur Aufgabe von Bruten und zu verringertem Bruterfolg führen. Aufgrund ihres ausgeprägten Jagdtriebes erbeuten Katzen als Freigänger, obwohl meist gut genährt, zahlreiche Vögel und Kleinsäuger und werden damit zu einem Problem für Wildtiere“, erläutert Löhmer. Wissenschaftler wiesen in den USA nach, dass freilaufende Hauskatzen in der Stadt pro Jahr durchschnittlich 14 Wildtiere erbeuten, in ländlichen Regionen können es sogar einige hundert sein. 70 % der erbeuteten Tiere sind kleine Säugetiere wie Mäuse, 20 % Singvögel, der Rest sind Frösche, Molche, Eidechsen, Schmetterlinge und andere. Diese Zahlen sind laut Löhmer auf hiesige Verhältnisse übertragbar.
An Katzenbesitzer appelliert der BUND deshalb eindringlich, ihre Haustiere zur Brut- und Setzzeit, d.h. mindestens von Mitte April bis Mitte Juli, vorzugsweise gar bis Mitte August, im Haus zu halten und vor dem Freigang kastrieren zu lassen. Aus Sicht der Wildtiere wäre es am besten, Katzen sogar ganzjährig im Hause zu halten. „Glöckchen am Hals der Katzen helfen übrigens wenig, da nur gesunde erwachsene Vögel dadurch gewarnt wegfliegen können, Jungvögel, Amphibien und andere Tiere aber nicht“, so der Naturschützer vom BUND.
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