Pilze: Schmackhafte Leckerbissen und wichtige Lebensspender

06. September 2024 | Artenschutz (NI), Kinder und Jugend (NI), Mitmachen (NI), Projekt "ID-Pilze" (NI)

Geht der Sommer feuchtwarm in den Herbst über, steigt die Vorfreude bei vielen Menschen: Auf in die Pilze! Pfifferlinge mit Knödeln, Pasta mit Pilz-Soße, oder eine bunte Pilzpfanne – Pilze sind schmackhaft, eine gute Fleischalternative und wachsen in unseren Wäldern. Einfach drauf los sammeln sollten Sie aber vermeiden.

 (jarmoluk / Pixabay.com / Pixabay-Lizenz)

Denn die Verwechslungsgefahr bei Pilzen ist groß und der Verzehr von giftigen Pilzen kann schnell im Krankenhaus enden. Und auch für erfahrene Sammler gibt es „in den Pilzen“ einiges zu beachten. 

Was genau sind Pilze?

Pilze sind weder Tier noch Pflanze. Sie bilden gemäß wissenschaftlicher Systematik eine eigene Kategorie. Das "Reich" der Pilze ist auch insofern zutreffend, da die Vielfalt der Pilze riesig ist. Es gibt drei bis fünf Millionen Pilzarten. Dabei sind die allermeisten von ihnen bis heute nicht wissenschaftlich beschrieben. Das Bundesamt für Naturschutz geht von rund 14000 Arten allein in Deutschland aus, von denen nur etwas mehr als 5000 mit bloßem Auge zu erkennen sind – vorausgesetzt, sie haben ihre Fruchtkörper aus dem Boden oder Holz geschoben. Pilze sind nämlich nur eine kurze Zeit im Jahr als „Großpilze“ sichtbar. Das, was wir im allgemeinen Sprachgebrauch Pilze nennen, ist eigentlich nur das Fortpflanzungsorgan. Das eigentliche Lebewesen, das Pilzgeflecht oder Myzel, lebt im Verborgenen in der Erde oder im Holz.

Wo Pilze wachsen: Der Boden macht‘s

Pilze gibt es praktisch überall und das ganze Jahr hindurch. Doch ihre Fruchtkörper bilden sich meist erst, wenn der Boden gut durchfeuchtet ist. Wer Pilze sammeln will, darf den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen – und sollte wissen, wo die Suche Erfolg verspricht.

 

  • Viele beliebte Pilze trifft man zum Beispiel an nährstoffarmen und im Jahresdurchschnitt trockenen, zum Beispiel sandigen Böden an.Beliebte Speisepilze wie Steinpilz und Maronenröhrling finden Sie vor allem in bodensauren, oft bemoosten Nadelwäldern. Parasol oder Pfifferling finden Sie zusätzlich auch unter Laubbäumen.
  • Naturnahe Wälder mit alten Bäumen und reichlich Totholz versprechen ebenfalls Erfolg. Sammler*innen können unter anderem den Austernseitling, die Krause Glucke, den Hallimasch und das Stockschwämmchen antreffen. Da sie ihren Wasserbedarf dem Holz entziehen, sind sie weniger von Regenfällen abhängig.

Naturschatz erhalten

Alles, was wir in der Natur lieben und anschauen, ist mit Pilzen verwoben. Alles Leben im Boden hängt vom Wirken dieser Fadenwesen ab. 95 Prozent unserer Landpflanzen leben in Symbiose, also in gegenseitigem Nutzen und gegenseitiger Abhängigkeit mit Pilzen – auch Nahrungsmittel wie Mais und Getreide, Obst und Gemüse. Wir tun also gut daran, sorgsam mit den Pilzen umzugehen. Etwa ein Drittel unserer heimischen Pilzarten sind entweder extrem selten oder gefährdet. Fünf Prozent sind sogar vom Aussterben bedroht oder sind bereits ausgestorben.

Intensive Landwirtschaft gefährdet Pilzarten

Es sind dabei weniger die Pilzsammler*innen, die die Arten gefährden, als vielmehr die intensive landwirtschaftliche Nutzung. Überdüngte Böden und die Belastung des Bodens mit Stickstoff und Phosphat sind das Hauptproblem für die Nützlinge. Auch das Ersetzen von Mischwäldern durch Monokulturen, die Zerstörung von naturnahem Lebensraum und Biotopen, die Umwandlung von Magerwiesen zu Intensivgrünland, oder das Trockenlegen von Feuchtwiesen und Mooren sind ein Problem für die Pilze.

Pilze richtig erkennen

Pilze für den eigenen Verzehr zu sammeln ist grundsätzlich unproblematisch. Sammeln Sie aber nur, was Sie sicher kennen. Schonen Sie Naturschutzgebiete. Ernten Sie Pilzkörper, indem Sie den Stiel knapp über dem Boden abschneiden oder den Pilz vorsichtig aus der Erde drehen, ohne das Geflecht im Boden zu zerstören. Es braucht einiges an Erfahrung, um Pilze im Wald richtig zu identifizieren. Bei mehr als jeder zweiten Art ist das nur mit einem Blick auf die Sporen und andere Mikromerkmale möglich. Für Pilz-Einsteiger*innen lohnt es sich, an einer fachkundige Führung teilzunehmen, wie sie auch von vielen BUND-Gruppen angeboten wird. 

Pilze mit App bestimmen

Eine andere Möglichkeit ist, Pilze mit dem Smartphone zu bestimmen. Dafür bietet der BUND Niedersachsen die App-Erweiterung „ID-Pilze“ an, die er mit der Deutschen Gesellschaft für Mykologie und der Universität Marburg hat entwickelt hat. Anhand von vier bis fünf Fragen auf der Basis von 21 Merkmalen sind unsere 300 häufigsten Pilzarten und -gattungen im Gelände einfach und sicher zu bestimmen. Ist die Art erkannt, lässt sich das Wissen mit Steckbriefen, Fotos und Erklärvideos erweitern. Die App ID-Logics kann heruntergeladen werden im Applestore oder im Playstore.

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