BUND Landesverband Niedersachsen

Osnabrücker Siegerbeitrag...

... in der Wettbewerbskategorie OLDIES BUT GOLDIES (abgeschlossene Projekte mit nachweislich nachhaltiger Wirkung)

Titel des Projekts/der Maßnahme:

Plastiktütenfreies Osnabrück

Laufzeit:

06.2016 - 11.2017

Projektinitiator und Kooperationspartner:

Die ursprüngliche Idee, Osnabrück plastiktütenfrei werden zu lassen, entstand bereits 2014 im Kreise der Klimabotschafter*innen der Ursulaschule Osnabrück. Die Ursulaschule ist ein katholisches Gymnasium im Zentrum der Stadt, die Klimabotschafter eine Gruppe Schüler*innen, die sich (mit Unterstützung aus der Lehrer*innenschaft) sehr aktiv und vielseitig für Projekte mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen. Aus den schuleigenen Bemühungen heraus entstand eine Zusammenarbeit mit der Stadt Osnabrück sowie mit dem Forum Osnabrück für Kultur und Soziales (FOKUS) e.V., einem gemeinnützigen Verein, der auf drei Jahrzehnte Erfahrung in der Konzeption, Planung, Drittmittelakquise und Umsetzung unterschiedlichster Projekte in der kommunalen Jugend- und Kulturarbeit zurückblicken kann und somit auch zum Projektträger wurde. Außerdem wurde das Vorhaben von zahlreichen (lokalen) Akteur*innen u.a. aus der Bevölkerung, dem Einzelhandel, dem Bildungssektor und dem Umwelt- und Naturschutz unterstützt.

Beschreibung:

Ausgangsüberlegung für die Projektidee war der Wunsch, möglichst viele Menschen in umwelt- und klimaschützende Aktivitäten mit einzubinden. Plastiktüten wurde zum damaligen Zeitpunkt bereits verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit geschenkt und hätten kaum ein besseres Symbol für die moderne Wegwerfmentalität und Ressourcenverbrauch darstellen können, zumal sinnvolle, nachhaltige Alternativen schon existierten. So wurde seitens der Klimabotschafter*innen das ehrgeizige Ziel gesteckt, Osnabrück bis Ende 2017 plastiktütenfrei zu machen. Das Engagement der Klimabotschafter*innen stieß schnell auf großen Anklang und Unterstützung durch andere Schulen, Organisationen, die Bürgerschaft, Einzelhandelsgeschäfte, die Medien und die Lokalpolitik – zumal der Projektfokus und der Kerngedanke einer gemeinschaftlichen Umsetzung sehr gut zu den bestehenden Umwelt- und Klimaschutzzielen der Stadt passte. Um schließlich der zunehmenden Eigendynamik und Komplexität des Vorhabens gerecht zu werden, schlossen sich die Stadt Osnabrück, die Ursulaschule und der FOKUS e.V. zusammen und erhielten für die Weiterentwicklung und Umsetzung des Projekts (nebst Eigenanteilen) Fördermittel der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung. Die Schirmherrschaft wurde vom Oberbürgermeister übernommen.

Um das übergeordnete Projektziel zu erreichen, wurden mehrere Teilziele und Projektbausteine festgelegt, die es gemeinsam im Netzwerk der Projektpartner galt umzusetzen: Insgesamt sollte im Einzelhandel der Einsatz von Plastiktüten reduziert werden. Einzelhandelsbetrieben wurde für den Verzicht auf den Verkauf und die Herausgabe von Plastiktüten Inzentive geboten, während der Anspruch bestand, bereits in Gebrauch befindliche Tüten möglichst lange und effektiv zu nutzen bzw. kreativ zu recyceln. Hierfür wurden alternative Tragetaschen hergestellt und angeboten, z.B. bedruckte Jutebeutel, aus Einwegkunststofftüten und Werbeplakaten upgecycelte Permanenttragetaschen, Papiertüten auf dem Wochenmarkt und die mit dem Stadtmarketing entwickelte „Osnabrück-Tasche“. Für den Einzelhandel und Marktbeschicker*innen wurde zudem das Logo „Plastiktütenfreies Geschäft“ entworfen, das in bzw. an teilnehmenden Läden und Ständen für die Kundschaft sichtbar angebracht wurde.

Parallel zu diesen Maßnahmen, sollte die Osnabrücker Bevölkerung über die weltweiten Auswirkungen des Konsums von Kunststoffverpackungen informiert und sensibilisiert werden. Das wurde, teilweise inspiriert durch andere Projekte und Aktivitäten im Bundesgebiet, in Form eines umfassenden und medial begleiteten Aktionsmixes erreicht, der alle Altersgruppen ansprach: Plastiktütensammelaktionen, Infostände und Taschentauschaktionen in der Fußgängerzone, Flashmobs, Sammelmonster. Mit der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sollten nämlich nicht nur Erwachsene, sondern ganz klar auch Kinder und Jugendliche erreicht werden, um ihre Rolle als vollwertige Akteur*innen in der Gesellschaft zu unterstreichen, die soziale und ökologische Verantwortung übernehmen. Hierfür wurden Jugendliche auch zu „Osnabrücker Umweltbotschaftern“ ausgebildet, die das Projekt regional und überregional (re)präsentierten.

Am Ende des Projekts hatten sich mehr als 100 Geschäfte beteiligt und als „Plastiktütenfreies Geschäft“ auszeichnen lassen. Über 8.000 Kunststofftüten waren gesammelt und upgecycelt worden. Und die Projektbeteiligten konnten auf zwei Auszeichnungen seitens der Bürgerstiftung Osnabrück und der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung sowie ein hohes Maß an Interesse und Anerkennung aus der Politik und Bevölkerung bis weit über die Stadtgrenzen hinaus stolz sein. Die besondere Nachhaltigkeit des Projekts zeichnet sich wiederum durch das weiterhin umweltbewusste, kunststoffeinsparende Engagement der Projektpartner und -akteure aus, das unmittelbare Folgeprojekt „Strohhalmfreies Osnabrück“ sowie weitere Aktionen und Initiativen, wie der Einführung von Mehrwegbechern an der Bremer Brücke.

Link: https://plastik.fokus-os.de/

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