Während der Gips in der Vergangenheit noch in Handarbeit aus kleinen Gruben gewonnen wurde, entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine Gipsindustrie. Der obertägig mit Sprengungen und schwerem Gerät betriebene Gipsabbau führt zu einem rasch fortschreitenden enormen Landschaftsverbrauch.
Gefährdung durch Gipsabbau
Mit rund 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr wird etwa die Hälfte des Naturgipsaufkommens in ganz Deutschland im Südharz gewonnen. An vielen Stellen haben Gipskonzerne bereits gigantische Krater in die Landschaft getrieben, um das „weiße Gold“ abzubauen. Landschaftstypische Karstformen – und mit ihnen die Lebensräume für Tiere und Pflanzen – gingen im Südharz bereits in großem Umfang unwiederbringlich verloren.
Der BUND Niedersachsen kämpft zusammen mit den BUND-Landesverbänden in Thüringen und Sachsen-Anhalt gegen eine Ausdehnung des Gipsabbaus im Zechsteingürtel des Südharzes. Ein fortschreitender Abbau hätte nicht nur die Zerstörung einer einzigartigen Landschaft zur Folge, sondern würde die Entwicklungsperspektiven einer ganzen Region vernichten. Deshalb tritt der BUND dafür ein, über die Ausweisung eines länderübergreifenden Biosphärenreservats das Naturerbe zu sichern und gleichzeitig das Potenzial für die touristische und naturverträgliche Entwicklung der Region zu bewahren.
Unersetzlich!
Die Rohstoffindustrie wird vor jedem Abbau verpflichtet, die ausgeräumte Landschaft zu renaturieren. So wird zum Beispiel versucht, Magerrasen umzusetzen oder Karstformen künstlich nachzubilden. Doch es entstehen auf diese Weise lediglich sekundäre Lebensräume. Einen Ersatz für die unversehrte, in Jahrzehntausenden gewachsene Karstlandschaft sind sie nicht. Gewachsene Karstformen und ihre Biotope können vom Menschen nicht wiederhergestellt werden, wenn sie einmal abgebaut sind. Ist der Gips weg, dann ist er das für immer. Im niedersächsischen Gipskarst sind dabei insbesondere die Gebiete bei Osterode am Harz und nahe Bad Sachsa und Walkenried betroffen. Wenn man die Kalkstein- und Dolomitbrüche hinzurechnet, die ebenfalls große Wunden in die Landschaft schlagen, sind über 570 Hektar betroffen.