BUND Landesverband Niedersachsen

Niedersachsen muss Vorbild sein

BUNDmagazin 03/2022

Mehr Schutz für unsere Moore

Nur gesunde Moore können zur Linderung der Klimakrise und zur Förderung der natürlichen Vielfalt beitragen.

Fast drei Viertel aller deutschen Hochmoore liegen in Niedersachsen. Darum tragen wir beim Moorschutz eine besondere Verantwortung.

Niedersachsen muss Vorbild sein

Niedersachsen trägt als moorreichstes Bundesland eine besondere Verantwortung für den Moorschutz.

Über 70 % der deutschen Hochmoore und rund 18 % der Niedermoore liegen in Niedersachsen. Intakte Moore sind Hotspots der Artenvielfalt und schützen wirksam das Klima, denn sie können enorme Mengen an Kohlenstoff speichern.

Ein großer Teil der niedersächsischen Moore ist durch Entwässerung, intensive Landwirtschaft und Torfabbau massiv geschädigt. Entwässerte Moore werden zu Treibhausgasquellen: In Niedersachsen sind sie für rund 11 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich, 40 % der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft entfallen auf die Nutzung kohlenstoffreicher Böden. Viele moortypische Tier- und Pflanzenarten stehen mittlerweile auf den Roten Listen. Unter den typischen Brutvogelarten der Moore und Verlandungszonen ist fast die Hälfte gefährdet, einige sind inzwischen ganz verschwunden.

Krise und Chance zugleich

Welche gravierenden Folgen die Moorentwässerung für unser Klima mit sich bringt, hat auch die Politik erkannt. Die 2021 geschlossene Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorbodenschutz sieht vor, bundesweit die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden bis zum Jahr 2030 von rund 53 Millionen Tonnen (2019) um 5 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente zu senken. Dazu müssen intakte Moorböden erhalten, entwässerte Böden wiedervernässt und moorverträgliche Formen der Landnutzung wie z. B. Paludikulturen etabliert werden. Über den Energie- und Klimafonds des Bundes sollen in den nächsten Jahren rund 330 Millionen Euro zur Wiedervernässung von Mooren und für die Reduktion des Torfeinsatzes zur Verfügung gestellt werden. Auch das Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ bietet mit 4 Milliarden Euro bis 2026 die Möglichkeit, Moore im Sinne der Biodiversität und des Klimaschutzes zu entwickeln.

In der Krise steckt also auch eine Chance: Gelingt es, in Niedersachsen Moore in großem Umfang wiederzuvernässen, kann ein enormer Beitrag zur Linderung der Klimakrise und zur Förderung der natürlichen Vielfalt beigetragen werden. Um die Klimaziele für Deutschland und Niedersachsen zu erreichen, darf keine Zeit mehr verloren gehen.

Forderungen an die Landesregierung

Niedersachsen braucht umgehend eine aktuelle Moorentwicklungsstrategie, in der Potenziale ermittelt, Ziele und Schwerpunkträume zur Wiedervernässung von Mooren festgelegt werden. Konkrete Maßnahmen, verbindliche Fristen und Zusagen für die notwendigen Finanzmittel sind entscheidend, damit die Transformation gelingt. Sozio-ökonomische Fragen müssen in die Strategieentwicklung einbezogen werden, denn vom Strukturwandel werden in Niedersachsen ganze Regionen wie z. B. das Elbe-Weser-Dreieck oder die nördliche Weser-Ems-Region betroffen sein. Umso wichtiger ist es, die notwendigen Veränderungen sozialverträglich zu gestalten. Das gelingt nur mit einem breiten Beteiligungsprozess auf allen Ebenen. In Modellregionen müssen neue Konzepte für eine torfhaltende Bewirtschaftung bis hin zu Vermarktung neuer Produkte erprobt werden. Hier ist das Land gefragt, mit gutem Beispiel auf eigenen Flächen voranzugehen. Für einen erfolgreichen Wandel müssen die Kompetenzen aus Wissenschaft und Forschung, Praxis, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wirksam gebündelt werden. Voraussetzung für das Gelingen sind eine wirksame Koordinierung auf Landesund regionaler Ebene sowie erheblich mehr an Personal und Finanzen auf Landesebene.

Längst überfällig ist ein schneller Ausstieg aus dem Torfabbau. Weitere Planungen und Genehmigungen sind zu stoppen, bei bestehenden Genehmigungen müssen alle Möglichkeiten einer vorzeitigen Beendigung genutzt werden.

Moorschutz-Patenschaften

Aktuell werden rund zwei Drittel der Moorböden in Niedersachsen landwirtschaftlich genutzt, davon der Großteil als Grünland und rund 12 % als Acker. Die Wiedervernässung von Mooren ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann nur gemeinsam mit der Landwirtschaft, der Wasserwirtschaft und der Bevölkerung vor Ort gelingen. Ziel muss es sein, Betriebe nach Möglichkeit zu erhalten und zu unterstützen sowie auf klima- und naturschonende Bewirtschaftungsweisen wie Paludikulturen umzustellen. Der Aufbau neuer Wertschöpfungsketten für klimaschonend erzeugte landwirtschaftliche Produkte ist dabei ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Leistungen für Moor- und Klimaschutz müssen sich für Betriebe wirtschaftlich lohnen – hier sind Land, Bund und EU gefordert, erheblich nachzubessern. Allerdings muss das Primat der Freiwilligkeit ein Ende haben, wenn einzelne Eigentümer trotz fairem Ausgleich Flurbereinigungsverfahren blockieren und damit notwendige Maßnahmen der Wiedervernässung verhindern.

Professor Michael Rode
Stellvertretender Landesvorsitzender

Aktiv in Niedersachsen

Das Projekt Moorland® der BUND Einrichtung Diepholzer Moorniederung hat zum Ziel, Moorflächen in Niedersachsen wiederzuvernässen, um so Moore zu erhalten. Mit Hilfe von Klimaspenden können Privatpersonen und regionale Unternehmen ihre unvermeidbaren CO2-Emissionen auf freiwilliger Basis kompensieren. Bisherige Klimamoore sind das Dorumer Moor, die „Goldgrube“ im Neustädter Moor und das "Poldergrünland" im Nördlichen Wietingsmoor.
Foto: Thersia Kosche / BUND-DHM

Im BUND-Projekt „Klimatools“ werden innovative Maßnahmen zur Hochmoor-Regeneration mit klassischen Methoden der Wiedervernässung kombiniert. Im Neustädter Moor wurden über 1.000 Meter Recycling-Spundwände eingebaut. So soll die Freisetzung von Treibhausgasen reduziert werden und die Moorflächen können sich zu einem naturnahen, wachsenden Hochmoor entwickeln.
Foto: BUND-DHM

Moorschnucken sind die perfekten Moorpfleger – ohne sie wäre der Erhalt der wertvollen niedersächsischen Hochmoore kaum möglich. Die kleine und besonders leichte Schafrasse ist perfekt an den Lebensraum der Moorlandschaften angepasst und trägt dazu bei, die Moorflächen offen zu halten. In der BUND-Schäferei im Landkreis Diepholz befinden sich aktuell ca. 900 Mutterschafe und ihr Nachwuchs.
Foto: BUND-DHM

 

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