BUND Landesverband Niedersachsen
Streuobstwiese. Foto: Sabine Washof

Unsere Schutzziele

Warum sind Streuobstwiesen so wichtig? Nur wer um den Wert dieses Lebensraumes weiß, ist bereit, ihn zu pflegen und zu erhalten.

Streuobstbestände sind ein Teil der Kulturlandschaft. Sie sind vom Menschen geschaffen und ihr Weiterbestand kann nur gesichert werden, wenn sie gepflegt und bewirtschaftet werden. Auch in Niedersachsen waren Streuobstwiesen in vielen Regionen ein prägendes Landschaftselement. Häufig waren sie an der Hofstelle angesiedelt und säumten fast jedes Dorf. Auch waren Obstbaumalleen und Obstbaumreihen typisch für die offene Landschaft.

Bedrohtes Kulturgut

Mit dem Bedeutungsverlust der heimischen Obstwiesen war auch ein dramatischer Rückgang der Obstsortenvielfalt zu verzeichnen. Leider auch das Wissen zu den Obstsorten und zur Pflege der hochstämmigen Bäume. Damit gehören Streuobstwiesen zu den stark gefährdeten Biotoptypen Deutschlands, da diese nicht nur in der Vergangenheit vor allem zu Gunsten von Intensivplantagen gerodet werden. Oft stehen sie heute der Erweiterung von Siedlungsflächen im Wege oder werden wegen ihrer geringen wirtschaftlichen Bedeutung nicht mehr gepflegt oder erneuert. Mit dem Aufkommen des wirtschaftlichen Niederstamm-Plantagenobstbaus seit den 1950er Jahren – konzentriert in wenigen Obstbaugebieten wie Altes Land oder Bodensee – ging die Bedeutung der heimischen Obstwiesen zur eigenen Versorgung der Bevölkerung zurück.

Im Ergebnis lösen sich die in vielen Gegenden typischen Streuobstbänder um die Dörfer auf. Viele Tierarten, die in den oftmals knorrigen und höhlenreichen alten Bäumen ihr Zuhause fanden, verlieren ihren Lebensraum.

Vielfalt erhalten

Schon die Römer brachten Obstsorten wie Apfel, Birne, Zwetsche und Süßkirsche, aber auch die Walnuss nach Mitteleuropa. Dieses Obst wuchs jedoch zunächst nur in klimatisch sehr begünstigten Lagen. Deshalb wurden im Mittelalter vor allem in Klostergärten robustere und weniger anspruchsvolle Sorten gezüchtet, wobei rund um die Klöster die ersten größeren Streuobstwiesen entstanden. Schnell wurden sie für die Obstversorgung der Bevölkerung unverzichtbar; daher umgaben Streuobstwiesen bald Dörfer und Städte.

Streuobstwiesen gelten als Genpool für alte Obstsorten: Mehr als 1.200 Apfelsorten, 1.000 Birnensorten, 400 Kirschsorten und 320 Zwetschensorten sind bekannt. Sie sind meist nicht nur aromatischer als die handelsüblichen Sorten, viele von ihnen sind sogar für Allergiker.

Vor allem in den 1960er Jahren wurde der Streuobstbau als unrentabel eingestuft und die Rodung von Streuobstwiesen wurde sogar mit Landesmittelen gefördert. In dieser Zeit wurden die Obstplantagen wegen der leichten Bewirtschaftung und der einhergehenden Rentabilität favorisiert und die Sortenvielfalt nahm rapide ab. Erst im Laufe der 1970er Jahre setzte ein Umdenken ein, als Naturschützer den Wert der Biotope erkannten.

Heimat für Steinkauz & Co. schützen

Streuobstwiesen sind eines der artenreichsten Biotope Mitteleuropas. Ihre verschiedenen "Etagen" - Baumkronen, Baumstämme und Wiesengesellschaften - bieten abwechslungsreichen Lebensraum für diverse Arten. Von der Ackerhummel über den Buntspecht bis hin zum Zitronenfalter sind insgesamt rund 5.000 Arten verschieden Arten vertreten.; viele davon sind in ihrem Bestand gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Streuobstwiesenpflege - besonders die Erhaltung älterer Wiesen - ist daher aktiver Naturschutz und trägt obendrein zur Erhaltung alter Obstsorten und damit zur Biodiversität bei.

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