BUND Landesverband Niedersachsen

Schmetterlinge aufziehen

Kinderleicht und ohne großen Aufwand ist es möglich einen Schmetterling heranzuziehen. Bei der Aufzucht können Sie oder Ihre Kinder Tag für Tag verfolgen, wie sich eine Raupe zum Falter entwickelt. Der BUND erklärt Ihnen, wie das funktioniert.

Vom Ei über die Larve zur Puppe bis hin zur sogenannten Imago durchlaufen Schmetterlinge eine vollständige Verwandlung, die Metamorphose. Bei den meisten Arten schlüpfen die Raupen nach etwa acht Tagen aus den Eiern. Diese häuten sich mehrfach, bevor sie sich verpuppen, da ihre feste Hülle aus Chitin nicht mitwächst. Nach vier Häutungen ist in der Regel das letzte Raupenstadium erreicht, bevor sich die Raupen verpuppen. Diese Entwicklung dauert etwa vier Wochen. Länger dauert es bei Arten, die als Raupe überwintern. Aus einer Puppe schlüpft schließlich der Falter, der nicht mehr wachsen kann.

Verfolgen Sie diese wundersame Verwandlung. Da Raupen aus naturschutzrechtlicher Sicht aus der freien Natur nicht ohne Genehmigung entnommen werden dürfen, empfiehlt der BUND, Tiere im Fachhandel zu kaufen. Achten Sie dabei auf einheimische Arten. Gut geeignet sind beispielsweise Distelfalter.

Das benötigen Sie:

  • eine oder mehrere Raupen
  • Gefäß zur Aufbewahrung, z.B. Terrarium
  • Äste oder Zweige
  • Nahrungspflanzen (bitte geeignete Pflanzen je nach Schmetterlingsart wählen)
  • Küchenpapier

Stellen Sie Futterpflanzen in kleine Gläschen mit Wasser damit die Pflanzen nicht so schnell austrocknen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Die Öffnung des Gefäßes um die Zweige herum sollte gut abgedichtet sein, damit die Raupen nicht ins Wasser fallen können. Die Raupen gewöhnen sich mit der Zeit an eine Futterpflanze, also immer genügend frische Pflanzen anbieten.

Legen Sie auch kleinere Äste oder Zweige in den Behälter, sie dienen den Raupen als Hilfestellung zum Klettern, da sie an den glatten Wänden des Gefäßes keinen Halt finden.

Der Kot sollte täglich entfernt werden. Einfach die Raupe auf den Zweigen anheben und das Küchenpapier austauschen. Niemals die Raupe mit den Händen greifen.

Sich häutende Raupen sollten Sie nicht stören, da sie zu diesem Zeitpunkt sehr empfindlich sind. Am besten legen Sie die Raupen nach der Häutung in ein Terrarium aus Glas. Dort können Sie die weitere Entwicklung gut beobachten und die Feuchtigkeit im Gefäß besser halten. Achten Sie jedoch auf Schimmelbildung.

Ruhige Puppenzeit

Tagfalter spinnen keinen Kokon, sondern machen eine Stürzpuppe. Die Raupen brauchen eine geeignete Struktur, um sich mit dem Hinterleib festzumachen, und hängen vor der Verpuppung ca. einen Tag kopfüber, bis sie die letzte Raupenhaut abstreifen und die Puppe zum Vorschein kommt.

Ältere Zweige werden gerne zur Verpuppung genutzt, der Kokon bzw. die Stürzpuppe wird zwischen die Zweige gespinnt. Kurz vor diesem Prozess setzen sie eine dunkelrote bis schwarze, meist schleimige Flüssigkeit ab.

Die Dauer der Puppenruhe ist je nach Art sehr unterschiedlich. Die Puppen vom Distelfalter brauchen beispielsweise ca. 10 Tage und die des kleinen Nachtpfauenauge etwa 9 Monate, bis die Falter schlüpfen.

Jetzt benötigen die Raupen Ruhe, sie brauchen kein Futter mehr und geben keinen Kot mehr ab. Bei Arten, die als Puppe überwintern, werden die Kokons in einem vor Außeneinflüssen- geschützten, aber luftdurchlässigen Behälter über den Winter kühl aufbewahrt, wie zum Beispiel in einem Schuppen.

Fast geschafft!

Die Falter brauchen, nachdem sie den Kokon bzw. die Stürzpuppe verlassen, Zweige oder andere Gegenstände mit einer rauen Oberfläche, um nach oben zu klettern und die zusammengefalteten Flügel auf einem erhöhten Platz zu strecken. Das kann bis zu zwei Stunden dauern.

Anschließend die Falter in der Natur entlassen.

Viel Erfolg und viel Freude bei der Aufzucht!

 

Anleitung zur Zucht von Distelfaltern

Distelfalter. Foto: Ulrich Klinker Distelfalter. Foto: Ulrich Klinker

Entwicklungsdauer:

Die Entwicklung ist temperaturabhängig (je wärmer die Umgebungstemperatur, desto schneller geht die Entwicklung). Bei 24° C dauert die Entwicklung der Raupen bis zum Schlüpfen der Falter etwa drei Wochen. Bei niedrigeren Temperaturen dauert die Entwicklung vier bis fünf Wochen.

Standort und Einrichtung des Zuchtbehälters (Aerarium)

Die Raupen vertragen kein direktes Sonnenlicht. Daher muss das Aerarium an einem Ort aufgestellt werden, an den zu keiner Zeit des Tages die Sonne kommen kann.

Um das leichte Aerarium etwas standfester zu machen, kann man z.B. eine flache Bodenfliese auf den Boden des Aerariums legen.

Der Boden des Aerariums wird nun mit Küchenpapier ausgelegt. So kann man leicht den Kot der Raupen entfernen.

Raupen: Fütterung und Handling

Raupenfutter:

Distelfalterraupen kann man mit Brennnesseln oder Disteln füttern. Bewährt hat sich beim BUND Wolfsburg die Aufzucht Brennnesseln. Die Raupen mögen ihr Futter gerne frisch und saftig, weil sie nicht trinken und die Blätter ihre einzige Flüssigkeitsquelle sind. Stellt man die Brennnesseln als Sträußchen ins Wasser, bleiben sie zwei bis drei Tage frisch.

Gut geeignet als Brennnessel-Vasen sind Marmeladengläschen mit schmaler Öffnung. Die Gläschen werden oben mit z.B. Watte abgedichtet, damit die Raupen nicht ins Wasser fallen und ertrinken.

Wichtig:

Die Brennnesseln sollten gut abgeschüttelt werden, um Insekten und andere Kleintiere davon zu entfernen. Die Brennnesseln müssen trocken sein, wenn sie verfüttert werden. Feuchtigkeit begünstigt bei der Raupenzucht die Entwicklung von Krankheiten und Schimmel. Sollte es beim Pflücken der Brennnesseln geregnet haben, kann man die Brennnesseln anschließend drinnen ein paar Stunden stehen lassen, bis sie getrocknet sind.

Wie kommen die Raupen auf die Brennnesseln?

Am besten lässt man die Tiere selber auf die Brennnesseln klettern. Hat man Raupen von einem Raupenzüchter bezogen, öffnet man den Aufzuchtbecher und stellt eine Brennnessel in den Becher. Den Becher stellt man nun so an den Brennnesselstrauß, dass die Brennnessel im Aufzuchtbecher wie eine Brücke bis zum Brennnesselstrauß reicht. Die Raupen können nun selber an der Brennnessel hochklettern und auf den Brennnesselstrauß gelangen.

Sollte man die Raupen per Hand auf die Brennnesseln setzen, empfiehlt es sich einen sehr weichen Pinsel oder einen Plastik-Löffel zu verwenden, um die empfindlichen Raupen nicht zu verletzen.

Wie finden die Raupen auf die Brennnesseln zurück, wenn sie einmal herunter gefallen sind?

Anfangs müssen sich die Raupen erst an die neue Umgebung gewöhnen. Es ist möglich, dass sie sich anfangs von den Brennnesseln fallen lassen und einige Zeit unruhig im Aerarium herumlaufen. Hier muss darauf geachtet werden, dass die Brennnesselpflanzen Kontakt zur Wand des Aerariums haben. An der Gaze des Aerariums können die Raupen gut hochklettern, um wieder auf das Futter zu gelangen, am glatten Marmeladengläschen können sie jedoch nicht hochklettern.

Futterwechsel:

Am einfachsten geht die Erneuerung des Futters, indem man einen frischen Brennnessel-Strauß neben den alten stellt und die Raupen selber hinüber klettern lässt.

Die Raupen sind bei der Ankunft noch sehr klein und fressen entsprechend weniger. Anfangs muss man daher nur ca. alle zwei bis drei Tage die Brennnesseln wechseln. Mit zunehmender Größe fressen die Raupen mehr und man muss zum Schluss täglich neues Futter geben.

Häutung:

Schmetterlinge aufziehen Alle paar Tage häuten sich die Raupen. Dazu begeben sie sich in einen Ruhezustand, stellen das Fressen ein und spinnen sich ein. In diesem Zustand sollte man die Raupen ganz in Ruhe lassen. Besonders nach der Häutung sind sie sehr empfindlich, weil ihre Haut noch nicht gehärtet ist.

Verpuppung:

Vor der Verpuppung muss dafür gesorgt werden, dass die Raupen nach oben klettern können, um sich anzuhängen (Der Distelfalter bildet eine sogenannte Stürzpuppe). Bevor die Raupen sich verpuppen, stellen sie das Fressen ein und kriechen umher. Haben sie einen geeigneten Platz gefunden (Decke oder Wand des Aerariums, Brennnessel…), befestigen sie sich dort an ihrem Hinterleib und hängen noch als Raupe für ca. einen Tag J-förmig mit dem Kopf nach unten. In dieser Phase brauchen sie unbedingt Ruhe. Nach ca. einem Tag wird die letzte Raupenhaut abgestreift und die Puppe kommt darunter zum Vorschein.

Schreckmomente: Keine Sorge wenn plötzlich lose“ Raupenköpfe“ im Aerarium liegen. Das sind nur die abgestreiften Häute.

Puppen:

Haben sich die Raupen verpuppt, hat man bis zum Schlüpfen der Falter keine Arbeit mehr. Gelegentlich passiert es, dass sich bei einer Puppe die Befestigung löst und sie abfällt. Je später in der Entwicklung das passiert, desto wahrscheinlicher ist es, dass noch ein voll entwickelter Falter schlüpft. Die abgefallenen Puppen kann man nahe der Aerariumwand hinlegen, damit der schlüpfende Falter daran hochklettern kann, um seine Flügel auszubreiten.

Falter:

Kurz vor dem Schlüpfen verfärben sich die vorher goldfarbenen Puppen dunkelbraun, wenn man genau hinsieht, erkennt man bereits das Muster der Flügel.

Schreckmomente: Wenn die Schmetterlinge schlüpfen, scheiden sie einen roten Tropfen aus, der die Wand des Aerariums rot verfärbt und aussieht wie menschliches Blut. Dabei handelt es sich um bei der Metamorphose angefallene Stoffwechselprodukte (Mekonium).

Die frisch geschlüpften Falter brauchen eine geeignete Struktur, an der sie sich festhalten können, so dass die Flügel herunterhängen können. Nur so kann der Falter funktionstüchtige Flügel entfalten. Nach ein paar Stunden kann der Falter fliegen.

Versorgung der geschlüpften Falter:

Nach dem Schlupf sollten die Falter baldmöglichst bei trockenem, warmen Wetter in einer blütenreichen Umgebung freigelassen werden.

Sollte ein Freilassen nicht sofort möglich sein, können die Falter einige Tage im Aerarium versorgt werden.

Zur Fütterung der Falter im Aerarium eignen sich:

  • reife, aufgeschnittene Bio-Orangen
  • Fruchtzuckerlösung in flachen, mit Küchenpapier ausgelegten Schälchen (z.B. Marmeladenglas-Deckel oder Petrischalen).
  • Mischungsverhältnis Fruchtzuckerlösung: 1 Teelöffel Fruchtzucker auf 100 ml Wasser. Lösung im Kühlschrank aufbewahren.
  • Frische Blüten, ggf. mit Zuckerlösung beträufeln

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