Im Projekt „Ökologische Nische Friedhof“ setzt der BUND Niedersachsen vier Maßnahmenpakete in Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Friedhöfen und Unterstützern um.
Artenreiche Blühflächen
Viele Rasenflächen auf Friedhöfen werden häufig gemäht und bieten Insekten keine Nahrung, Versteck- oder Nistmöglichkeiten. Anstelle dieser pflegeaufwendigen Bereiche können extensiv gepflegte, blütenreiche Kleinstandorte entstehen. Artenarme Rasenflächen werden somit zu blütenreichen Wildblumenwiesen, kleine Freiräume und Randbereiche zu extensiven Blühstreifen und artenreichen Säumen umgestaltet.
Bei einer extensiven Pflege werden die Bereiche nur noch ein bis maximal zweimal im Jahr gemäht. Dadurch können solche Pflanzen wachsen und Blüten tragen, die einen häufigen Schnitt nicht vertragen. Auf eintönig grünen Flächen kehren mit der Zeit typische Wiesenpflanzen wie Gundermann oder Wiesen-Margeriten zurück.
Blütenreiche Wiesen und Randstreifen können mit einer Samenmischung auch neu angelegt werden. Dazu muss der Oberboden mit dem Rasen aufgebrochen und eine passende Samenmischung ausgesät werden. Verschiedene Anbieter haben wildbienenfreundliche Pflanzenmischungen im Angebot, die sich für eine Neuanlage eignen. Am besten entwickeln sich die Mischungen auf nährstoffarmen Böden. Bei zu fettem Boden empfiehlt sich der Austausch der obersten Bodenschicht durch nährstoffarmen Sand.
Ökologisch wertvolle Grabbepflanzungen
Gräber gelten als ein besonderer Ort der Trauer und ein Ort der Erinnerung. Bei einem Gang über den Friedhof fällt aus ökologischer Sicht auf, dass bei der Grabgestaltung in der Regel größtenteils Zierpflanzen verwendet werden. Zierpflanzen, wie man sie in Baumärkten oder Gärtnereien erwerben kann, besitzen zwar große, schmuckhafte Blüten.
Wildbienen bieten sie allerdings häufig gar kein oder nur ein sehr geringes Nahrungsangebot. Meist handelt es sich auch um exotische, nicht standortgerechte Pflanzenarten, die im Laufe des Jahres absterben und mehrmals jährlich ausgetauscht werden. Hierbei spricht man von einer Wechselbepflanzung. Sie dienen ausschließlich der Zierde und besitzen keinen ökologischen Wert für Wildbienen oder andere Insektengruppen.
Eine Grabbepflanzung mit einheimischen Wildstauden kann genauso ansprechend gestaltet werden und stellt eine wildbienenfreundliche Alternative dar. Um den Einstieg in die Verwendung von Wildstauden zu vereinfachen, hat der BUND Niedersachsen verschiedene Pflanzkonzepte erarbeitet, die die Umgestaltung erleichtern sollen. Durch die Verwendung von mehrjährigen Stauden entfällt die Wechselbepflanzung der Gräber. Gleichzeitig wird durch die richtige Pflanzenauswahl ein ganzjähriges Blütenangebot während der Vegetationsperiode von März bis Oktober gewährleistet. Jedes Pflanzkonzept hat ein eigenes Thema, alle fördern Wildbienen! Die Pflanzkonzepte sind in der Broschüre „Ideen und Anregungen für eine wildbienenfreundliche Grabgestaltung“ aufgeführt.“
Infotafeln für vier Grabbepflanzungen in Göttingen zum Download.
Gehölze und blütenreiche Bepflanzungen
Gehölze dienen vielen Kleinsäugern, Vögeln und Insekten als Nist– und Nahrungsplatz. Besonders Altbäume mit Baumhöhlen, aber auch stehendes Totholz sind wertvolle Strukturen für Tiere.
Häufig bestehen Hecken und Gehölze auf Friedhöfen aus immergrünen Arten wie Eibe, Thuja oder Rhododendron. Hier finden Wildbienen kaum Nahrung. Selbst die großen Rhododendren-Blüten werden nur von Honigbienen und wenigen Hummelarten genutzt, da es sich um nicht-heimische Pflanzen handelt. Heimische Gehölze wie Weißdorn, Schlehe, Ginster und Hartriegel hingegen bieten Insekten im Frühling ein wahres Blütenmeer und den Vögeln im Sommer Beeren und Früchte, die auch beliebtes Winterfutter sind.
Viele Wildbienen sammeln Pollen ausschließlich von einer oder nur wenigen, nah verwandten Pflanzenarten. Diese Nahrungsspezialisten sind besonders von Veränderungen in ihrer Umgebung betroffen. Werden diese Nahrungspflanzen ausgewählt, können seltene Arten gezielt gefördert werden. Glockenblumen, Natternkopf, Malven und Flockenblumen sehen nicht nur gut aus, sie locken auch Wildbienen an.
Niststrukturen
Wildbienen benötigen nicht nur zahlreiche Blüten, um Pollen und Nektar zu sammeln, sondern auch ein breites Nistplatzangebot. Mit Nisthilfen lassen sich oberirdisch nistende Arten fördern. Dabei sind die Nistmaterialien auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Arten auszurichten. Manche Wildbienen bevorzugen Gänge in Hartholz, andere nisten lieber in hohlen Pflanzenstängeln.
Die meisten Wildbienen jedoch nisten im Boden. Dies trifft auf gut 70 % unser heimischen Arten zu. Daher möchte der BUND Niedersachsen nicht nur Nisthilfen aufstellen, sondern auch an geeigneten Standorten offene Bodenbereiche schaffen.
So genannte Sandarien können in städtischen Grünflächen aber auch privaten Gärten wertvolle Nistplätze bieten.