Neben den am Projekt „Ökologische Nische Friedhof“ teilnehmenden Friedhöfen, summt und brummt es auch auf anderen Friedhöfen in Niedersachsen. Drei Städte haben dies erkannt und möchten Wildbienen auf ihren Stadtfriedhöfen schützen und fördern: Hildesheim mit ihrem Friedhof im Bockfeld, Rotenburg mit seinem Stadtfriedhof Borchel sowie der Friedhof Westerstede im Landkreis Ammerland.
Friedhof Bockfeld
Der Friedhof im Bockfeld in Hildesheim bietet eine Vielzahl an Besonderheiten. Es weist einen großen Bestand an einheimischen Bäumen und Hecken auf. Außerdem durchzieht das Friedhofsgelände eine Natursteinmauer mit seltenen Wildkräutern, die den Wildbienen ein perfektes Nahrungsangebot liefert. In direkter Nähe wurde eine Nisthilfe installiert, um die Populationen der verschiedenen Arten weiter zu fördern. Liebevoll wurden Beete mit insektenfreundlichen Blütenpflanzen bepflanzt. Auch für die artenreich vorkommenden Vögel werden Vogeltränke, Futterhaus und Nistkästen angelegt und gepflegt. Nachdem ein Sturm einen Teil des Baumbestandes sowie den Wildbienenstand zerstört hatte, wird bereits tatkräftig der Wiederaufbau geplant. So sollen eine 5 Meter lange Hecke aus einheimischen, insektenfreundlichen Weißdorn und eine Wildblumenwiese gepflanzt werden.
Auf dem Friedhof fühlt sich die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor) wohl, welche mit etwas Glück bei ihrem spektakulären Nestbau beobachtet werden kann. Für jedes einzelne Ei wählt die Biene ein eigenes Schneckenhaus. Mit viel Fleiß und Arbeit tarnt sie die Gehäuse und legt einen großzügigen Pollenvorrat an.
Friedhof Borchel
Auch der Friedhof Borchel in Rotenburg kann eine absolute Besonderheit aufweisen: Er wurde als einer von zwei Friedhöfen vor über zweihundert Jahren am Rande einer Moorkolonie angelegt. Der Friedhof hat zudem freie Hand in der Gestaltung des Geländes. So wurde eine der vielen Fichtenhecken, die den Friedhof umgeben, nicht mehr wie bislang auf einen Meter zurückgeschnitten, sondern ausgewildert. Sie bietet nun mit ihrer Breite von über zwei Metern vielen Arten eine ideale Rückzugsmöglichkeit. Seit 1974 werden auch Rasenflächen extensiv gepflegt, nicht mehr gedüngt und nur noch im Wechsel zur Hälfte gemäht. Entstanden ist dort ein reiches Angebot an Wildblumen wie Habicht- und Ferkelkraut.
Die vielen Maßnahmen haben sich gelohnt und wurden im Jahr 2016 mit dem Fund der sehr seltenen Dunkelfransigen Hosenbiene (Dasypoda hirtipes) belohnt. Diese nistet in etwa 300 Löchern in den Wegen des Friedhofes. Das 2016 aufgestellte Hinweisschild, welches in Kooperation vom BUND, der Stadt Rotenburg, dem Umweltbildungszentrum Wümme und dem Imkerverein als Arbeitskreis „Wildbienen“ erarbeitet wurde, weist auf den Schutz der Wildbienen hin. Es fordert dazu auf, nur von Oktober-Mai zu haken, da von Juni bis September die Flugzeit der Wildbienen ist. Auch vor der Verwendung von Unkrautvernichter wird gewarnt, da diese den Tieren ihre Nahrungsgrundlage nehmen. Geplant ist zukünftig die Anlegung eines Friedwaldes aus Winterlinden sowie die Pflanzung von Lavendel auf dem Friedhofgeländes.
Stadtfriedhof Westerstede
Ebenfalls tolle Maßnahmen zum Schutz der Wildbienen wurden auf dem Stadtfriedhof Westerstede im Landkreis Ammerland bei Oldenburg umgesetzt.
Um ein großes Artenspektrum an Wildbienen und anderen Insekten auf diesem Friedhof zu beheimaten, wurde eine Wildblumenwiese angelegt. Freie Rasenflächen werden mit Weißklee zu einer blühenden Fläche, die den Insekten Pollen und Nektar bietet.