BUND Landesverband Niedersachsen

Am Projekt „Ökologische Nische Friedhof“ nehmen vier Friedhöfe in Niedersachsen teil. Bis August 2020 werden auf allen vier Friedhöfen Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität umgesetzt. Auf dieser Seite stellen wir die Friedhöfe vor und informieren Sie über den aktuellen Stand der Maßnahmenumsetzungen.

Stadtfriedhof Braunschweig

Die Vielfalt unterschiedlicher Grabarten spiegelt sich auch mit Blick auf die Feierhalle wieder. Foto: BUND Niedersachsen Die Vielfalt unterschiedlicher Grabarten spiegelt sich auch mit Blick auf die Feierhalle wieder. Foto: BUND Niedersachsen

Der Stadtfriedhof Braunschweig befindet sich in einem räumlichen Komplex, der sich aus dem Evangelischem Hauptfriedhof, dem Katholischen Friedhof, dem Jüdischen Friedhof und eben dem Stadtfriedhof zusammensetzt. Der 1914 gegründete Stadtfriedhof besitzt eine Gesamtgröße von 10 Hektar. Auf dem weitläufigen Gelände werden hauptsächlich Urnengräber angelegt. Daneben gibt es die klassischen Erdgräber, Urnenhaine und Kolumbarien. Auf dem militärischen Ehrenfriedhof befinden sich zudem Soldaten- und Kriegsgräber.

Im Rahmen des Projektes „Ökologische Nische Friedhof“ wurde im April 2018 eine 400 m² große Fläche als Wildbienen- und Schmetterlingsblühwiese angelegt. Sie soll durch ihr Blütenmeer eine gut platzierte Kulisse für Trauerfeiern auf dem Stadtfriedhof bieten und gleichzeitig für ein ganzjähriges Nahrungsangebot für Wildbienen sorgen.

Kontaktadresse:
Stadt Braunschweig
Fachbereich Stadtgrün und Sport
Helmstedter Straße 38A
38126 Braunschweig 

Parkfriedhof Junkerberg

Auf dem jungen Parkfriedhof Junkerberg gibt es noch viele offene Bereiche, die blütenreich gestaltet werden können. Foto: Stadt Göttingen Auf dem jungen Parkfriedhof Junkerberg gibt es noch viele offene Bereiche, die blütenreich gestaltet werden können. Foto: Stadt Göttingen

Der 1975 eröffnete Parkfriedhof Junkerberg liegt im Göttinger Stadtteil Weende. Er ist Göttingens jüngster Friedhof, dessen Neuanlage aufgrund der sich damals abzeichnenden beengten Situation der anderen kommunalen Friedhöfe von Nöten war. Die insgesamt 21 Hektar Friedhofsfläche teilt sich in zwei räumlich voneinander getrennte Bereiche auf. Der Friedhof hat – wie der Name es bereits vermuten lässt – einen parkähnlichen Charakter und hat sich in der umliegenden Gemeinde als ein Ort der Naherholung etabliert. Entlang den weitläufigen Wegachsen bietet die Grünanlage viel Abwechslung. Im Westen liegt ein Weiher in einer kleinen Senke, an dem man Amphibien wie Frösche und Kröten sowie verschiedene Vogelarten beobachten kann. Sogar der Eisvögel wurde hier schon gesichtet.

Auf dem Parkfriedhof gibt es vielseitige Bestattungsarten. Auch naturnahe Urnenbestattungen auf einem Obstwiesengrab ohne Grabbeet sind möglich. 

Kontaktadresse:
Stadt Göttingen
Fachdienst Friedhöfe
Heinrich-A.-Zachariä-Bogen 12
37077 Göttingen 

Stadtfriedhof Stöcken

Die barocke Kapelle bildet den Haupteingang zum Stadtfriedhof Stöcken. Hier spiegelt sich die fast 130jährige Geschichte des Friedhofs wieder. Foto: Winfried Kempe Die barocke Kapelle bildet den Haupteingang zum Stadtfriedhof Stöcken. Hier spiegelt sich die fast 130jährige Geschichte des Friedhofs wieder. Foto: Winfried Kempe

Der Stadtfriedhof liegt in Hannovers Stadtteil Stöcken und wurde im Jahr 1891 eröffnet. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde er in mehreren Schritten vergrößert, sodass er heute eine Fläche von 55 Hektar erreicht hat. Er wurde im Stile des barocken Städtebaus mit einem streng symmetrischen Charakter angelegt.

In seiner fast 130 jährigen Geschichte hat sich das Friedhofsbild stark gewandelt. Heute wirken große Teile des Friedhofs wie ein Landschaftspark mit vielen geschwungenen Wegeverläufen, die von den Hauptachsen abzweigen. Der 2,5 Hektar große See, die hochgewachsenen Bäume und zahlreichen Rhododendronbüsche prägen den Friedhof. Durch die Parklandschaft kommt der Bestattungskultur eine andere Bedeutung zu: Die Grabmale treten in den Hintergrund, der Blick richtet sich stärker auf die vielen Baum- und Heckengruppen sowie die Wiesenflächen.

Kontaktadresse:
Landeshauptstadt Hannover
Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
Stöckener Straße 68
30419 Hannover

Waldfriedhof Lüneburg

Ein dichter Baumbestand prägt heute den Waldfriedhof Lüneburg. Früher war er als Heidefriedhof gestaltet. Foto: Hansestadt Lüneburg Ein dichter Baumbestand prägt heute den Waldfriedhof Lüneburg. Früher war er als Heidefriedhof gestaltet. Foto: Hansestadt Lüneburg

Der Waldfriedhof ist mit 24,1 Hektar der größte Friedhof Lüneburgs. Als er 1961 eröffnet wurde, entsprach das Gelände noch weitgehend einer Heidelandschaft. Das Bild des Friedhofes hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt, da sich die Heide mehr und mehr durch natürliche Sukzession zu einem Wald entwickelt hat. Die bestimmenden Leitpflanzen auf der Friedhofsanlage sind Birke, Kiefer, Erle, Eiche und Zitterpappel. Die Bäume werden ergänzt durch 30 verschiedene Heidearten sowie verschiedene Wachholdersorten, die auf dem Gelände verteilt zu finden sind.

Der Waldfriedhof wurde nicht streng geometrisch angelegt. Er bettet sich sanft in die Landschaft ein und bewahrt so die stille Intimität der Gräberräume. Entsprechend wird darauf geachtet, dass die Gräber nicht eng an eng beieinander liegen, sondern mit ausreichend Abstand zueinander platziert werden.

Kontaktadresse:
Hansestadt Lüneburg
Fachbereich 7: Grünplanung, Friedhöfe und Forste
Deutsch-Evern-Weg 49
21337 Lüneburg

Bisherige Maßnahmenumsetzung

Wildblumenwiese

Auf allen vier Friedhöfen wurden im Frühjahr 2018 die ersten Maßnahmen umgesetzt. Dafür wurden auf ausreichend großen Flächen (zwischen 400 und 800 m²) blütenreiche Wildblumenwiesen angelegt. In der Regel werden ungenutzte Friedhofsflächen (sogenannte Überhangflächen) als kurzschürige Rasenflächen intensiv gepflegt.  Aufgrund des überwiegenden Grasanteils sind sie wenig strukturreich und bieten kein Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten. Das häufige Mähen bedeutet ein hoher Pflegeaufwand. Hier hat nun ein kleine Revolution stattgefunden: Der einheitlich kurze Rasen wurde abgetragen und es wurden die Samen von über 70 Wildkräutern auf der Fläche verteilt! Diese Maßnahme zielt vor allem darauf ab, das Nahrungsangebot der Wildbienen und anderen Insekten zu erhöhen. Ein Paradies für Insekten, Vögel und andere Wirbeltiere, die hier Pollen und Nektar sammeln und Verstecke finden.

Die verwendete Saatgut-Mischung berücksichtigt durch einen hohen Anteil von wildbienenfreundlichen Pflanzen die Ansprüche von Wildbienen und Schmetterlingen. Durch einen kleinen Anteil besonderer Gräser finden auch Schmetterlingsraupen Futter. Außerdem schafft ein solches Blütenmeer ein attraktives und abwechslungsreiches Bild für die Friedhofsbesucher.  Ein langer Blühaspekt mit einigen frühzeitig blühenden Arten wie dem Echtem Barbarakraut (Barbarea vulgaris) bis zu Hochsommerarten wie der Wegwarte (Cichorium intybus) und der Moschus-Malve (Malva moschata) garantieren das  ganzjährige Nahrungsangebot. Die einjährigen Arten aus der Mischung sorgen bereits ab dem ersten Jahr für farbliche Akzente. In den nächsten Jahren werden sie ganz natürlich von ausdauernden Arten ersetzt. Die Wiese erreicht dann eine Höhe von 60 bis 140 cm.

Anders als die Rasenflächen werden Saum- und Blühmischungen nur einmal pro Jahr im Spätherbst gemäht. Idealerweise erfolgt die Mahd auch erst im Frühjahr bis kurz vor dem Neuaustrieb zwischen April und Anfang Mai, denn die stehen gelassenen, abgestorbenen Pflanzenstängel dienen Vögeln Ansitzwarten und ihre Samen sind begehrtes Winterfutter.

Ansprechpartner*innen

Jakob Klucken

Jakob Grabow-Klucken
jakob.klucken(at)nds.bund.net

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