Anlässlich des 12. Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Fukushima appelliert der BUND Niedersachsen an die Landesregierung, sich für einen konsequenten Atomausstieg in Deutschland einzusetzen. Das betrifft in Niedersachsen nicht nur die Abschaltung des Atomkraftwerks Emsland, sondern auch das Aus der Brennelementefabrik in Lingen und der Urananreicherung in Gronau. Am 11. März erinnern BUND, .ausgestrahlt und zahlreiche andere Initiativen mit Mahnwachen in ganz Deutschland an den dreifachen Super-GAU in Fukushima und seine Folgen. In Niedersachsen protestieren Aktive unter anderem in Lingen, Nienburg und Salzgitter dafür, dass der Atomausstieg endlich final umgesetzt wird.
BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner: „Fukushima und alle anderen Katastrophen zeigen: Atomkraft ist unberechenbar, teuer und unsozial. Strahlenrisiken und Verwahrungskosten des Atommülls werden unverantwortlich auf nachfolgende Generationen abgewälzt. Deshalb fordern wir eine sofortige Abschaltung der AKW und einen konsequenten Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie! Stattdessen braucht es einen raschen naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien und ein wirksames Energieeffizienzgesetz.“
Allein mit Blick auf die Sicherheitsstandards im AKW Emsland hält der BUND ein Abschalten für zwingend erforderlich: Das AKW wurde seit 13 Jahren nicht mehr umfänglich sicherheitstechnisch überprüft, ein sicherer Betrieb der Reaktoren ist somit nach aktuellem Stand von Wissenschaft und Technik nicht mehr zu gewährleisten. Die letzte periodische Sicherheitsprüfung, die normalerweise alle 10 Jahre erfolgt, fand in 2009 statt, da ein Auslaufen des Betriebs zum 31.12.2022 feststand.
War der Weiterbetrieb über den Jahreswechsel hinaus schon überflüssig und gefährlich, wäre die von FDP und CDU geforderte Laufzeitverlängerung oder gar der Neubau von AKW in jeder Hinsicht unverantwortlich: Neben enormen Risiken würde dies einen massiven Rückschlag für die Energiewende bedeuten. Zum einen würden die Gelder für den Ausbau der Erneuerbaren und Investitionen in die Energieeffizienz fehlen, zum anderen konkurrieren Atomstrom und Ökostrom im Stromnetz. Dies führt regelmäßig dazu, dass Strom aus Erneuerbaren abgeregelt werden muss, um die Netze nicht zu überlasten. Damit wird nicht nur jede Menge Ökostrom verschwendet, sondern der Ausbau der Erneuerbaren sogar blockiert.
Neben dem Aus für die AKW fordert der BUND auch ein Ende für die Brennelementfertigungsanlage in Lingen und der Urananreicherung in Gronau. Das Uran für die hier gefertigten Brennelemente stammt schon jetzt überwiegend aus Russland. Nun soll diese Abhängigkeit weiter zementiert werden. BUND-Atom-Experte Bernd Redecker: „Bislang versorgt die Fertigungsanlage überwiegend westeuropäische AKW mit dem Atombrennstoff, jetzt sollen durch die Kooperation mit dem russischen Staatskonzern Rosatom auch osteuropäische AKW von Lingen aus mit Brennelementen versorgt werden. Die Anträge für eine Betriebserweiterung sind bereits gestellt. Der Kreml würde durch diese Geschäfte strategisch, finanziell und geopolitisch gestärkt, die Abhängigkeit der EU von Russland noch vertieft und Lingen würde dabei zum Drehkreuz der europäischen Atomindustrie.“
Um den Druck auf die Politik zu erhöhen und ein deutliches Zeichen gegen die Pläne der Ausweitung der Brennelementeproduktion in Lingen zu setzen, ruft der BUND gemeinsam mit einem breiten Anti-Atom-Bündnis zu einer weiteren großen Demonstration am 15. April in Lingen auf.
Hintergrund:
Ergebnis des Stresstestes im Herbst 2022 war ein Aus des AKW Emsland zum 31.12.2022, u. a. wegen verschwindend geringen Anteil am Strombedarf infolge weitgehend abgebrannter Brennelemente. Der BUND hatte das Machtwort des Kanzlers zum Weiterbetrieb des AKW bis zum 15. April 2023 entgegen aller Fakten scharf kritisiert.
Weitere Informationen:
- Übersicht über die Mahnwachen am 11. März - Anti-Atom-Frühling
- BUND-Positionspapier „10 Gründe für einen konsequenten Ausstieg aus der Atomenergie“
- Offener Brief: BUND fordert konsequenten Atomausstieg
- Faktenblatt: Atomkraft und die Abhängigkeit von Russland
Bei Rückfragen:
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende, BUND Landesverband Niedersachsen, susanne.gerstner(at)nds.bund.net
Bernd Redecker, BUND-Atomexperte und Arbeitskreissprecher Atom, b.redecker(at)web.de
BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, Mobil (01515) 33 111 88, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de