BUND Landesverband Niedersachsen

Fracking-Erdgaspartnerschaft zwischen Stade und Quebec: Deutsche Umwelthilfe, BUND und 39 Umweltorganisationen aus Deutschland und Kanada kündigen Widerstand an

06. Juli 2021 | Chemie, Energiewende, Fracking (NI), Umweltpolitik (NI)

  • Die Firmen Hanseatic Energy Hub Stade und GNL Quebec planen Zusammenarbeit, um Fracking-Flüssigerdgas von Kanada über den Atlantik nach Deutschland zu transportieren
  • Breites transatlantisches Bündnis kritisiert LNG-Terminalprojekte in Kanada und Deutschland als Klimakiller und kündigt Widerstand an
  • Deutsche Umwelthilfe und BUND Niedersachsen fordern unverzüglichen Stopp für den Aufbau einer LNG-Infrastruktur nach Deutschland

Ein breites transatlantisches Bündnis aus 22 deutschen/europäischen und 18 kanadischen Organisationen kündigt Widerstand gegen die LNG-Terminalprojekte in Kanada und Deutschland an. Die kanadische Firma GNL Quebec sowie das deutsche Betreiberkonsortium Hanseatic Energy Hub planen eine Zusammenarbeit, um von Saguenay im kanadischen Quebec Fracking-Flüssigerdgas über den Atlantik zum geplanten LNG-Terminal ins niedersächsische Stade zu transportieren. Das Bündnis bezeichnet den Aufbau einer LNG-Infrastruktur in Kanada und Deutschland als Klimakiller-Projekt, das große Hindernisse für die Energiewende auf beiden Seiten des Atlantiks darstellt und die Klimaziele konterkariert.

Die Planungen sehen vor, das Gas über den Atlantik zu befördern. Es soll unter Anwendung der Fracking-Technik im Westen Kanadas gefördert werden, die Trinkwasserquellen verunreinigt, zu klimaschädlichen Methanlecks führt und sogar Erdbeben verursachen kann. Über eine 750 Kilometer lange Pipeline soll das Gas dann in ein LNG-Terminal in Quebec gebracht und von dort aus über den Atlantik nach Deutschland transportiert werden.

Das transatlantische Bündnis gegen GNL Quebec und LNG Stade auf deutscher Seite setzt sich unter anderem aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), dem BUND Niedersachsen, dem Klima-Bündnis gegen LNG und der Andy Gheorghiu Consulting zusammen. Auf kanadischer Seite gehen unter anderem Équiterre und Coalition Fjord gegen das Projekt vor.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, kommentiert: „Deutschland ist mehr als ausreichend an die europäischen und internationalen Gasmärkte angeschlossen. Wir brauchen keine weitere fossile Infrastruktur - diese ist weder mit den deutschen Klimaschutzzielen noch mit unseren internationalen Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen vereinbar. Jetzt noch eine fossile Infrastruktur aufzubauen, die für Jahrzehnte ausgelegt ist, ist blanker Irrsinn. Wir können in Zeiten der Klimakrise nicht mehr auf fossile Energien setzen, sondern müssen den Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen. Darauf muss jetzt der Fokus der deutschen und kanadischen Regierung liegen."

Heiner Baumgarten, Landesvorsitzender des BUND Niedersachsen, fügt hinzu: "Entgegen der Behauptungen der LNG-Befürworter haben wir jetzt den Beweis, dass das besonders umwelt- und klimaschädliche Fracking-Gas als LNG nach Stade importiert werden soll. Die niedersächsische Landesregierung lehnt Fracking in Niedersachsen ab, und Schiefergas-Fracking ist in Deutschland zurecht verboten. Insofern wäre es widersprüchlich und heuchlerisch, gefracktes Gas zu importieren."

Die deutschen Gruppen verweisen auf die geringe Auslastung bestehender LNG-Terminals in Europa und heben das von der DUH veröffentlichte Rechtsgutachten zu LNG Stade hervor. Das im Januar 2021 veröffentlichte Gutachten zeigt auf, dass das Terminal am geplanten Standort aufgrund eines erhöhten Störfall-Risikos durch das atomare Zwischenlager sowie einen bestehenden Chemiepark nicht genehmigungsfähig ist. Aufgrund der Größe der LNG-Tanker, die in der ohnehin bereits stark befahrenen Fahrrinne der Unterelbe häufige Wendemanöver durchführen müssten, stellt das LNG-Terminal auch eine Gefahr für die umliegenden Naturschutzgebiete und die Elbe als wichtige Wasserstraße dar.

Auch in Québec gehen die kanadischen Organisationen gegen das Projekt vor. Sie fordern in einem gemeinsamen Statement die Regierung in der Provinz Québec auf, das marode Energie Saguenay LNG-Projekt endgültig zu stoppen: "Die Deutschen wollen unser schmutziges Fracking-Gas nicht, und das zu Recht. Der LNG-Export aus Quebec würde die Energiewende in Europa torpedieren. Wie wir wissen, ist die Klimakrise ein internationales Problem und kennt keine Grenzen: Wir müssten gemeinsam die Konsequenzen dieser potenziell verheerenden Projekte tragen. Der Widerstand wächst auf beiden Seiten des Ozeans und die gesellschaftliche Akzeptanz beider Projekte wird weiter sinken, da sich immer mehr Menschen aus aller Welt gegen die Ausbeutung fossiler Brennstoffe stellen."

 

Hintergrund:
Bereits im Februar 2021 bekundeten über 30 Gruppen und NGOs aus Europa und Kanada ihre Ablehnung der LNG-Terminalpläne in Stade in einem Letter of Disinterest. Anfang Juni 2021 gab das Unternehmen GNL Quebec, welches das Energie Saguenay LNG-Projekt in Quebec entwickeln will, eine strategische Partnerschaft mit der Hanseatic Energy Hub (HEH) bekannt. HEH mit Hauptsitz in Hamburg will das LNG-Importterminal Stade in Niedersachsen bauen. Das Energie Saguenay LNG Projekt hat eine geplante LNG-Exportkapazität von ca. 15 Mrd. m³/Jahr, während die aktuellen Pläne für LNG Stade eine Regasifizierungskapazität von 12 Mrd. m³/Jahr vorgesehen. Beide Projekte sollen frühestens im Jahr 2026 in Betrieb gehen.

Unterstützende Organisationen
In Deutschland/Europa:
Abgefrackt Bündnis Weidener Becken gegen Fracking, Aktionsbündnis No Moor Fracking, Andy Gheorghiu Consulting, Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land, ARGE Umweltschutz Haseldorfer Marsch, Berliner Wassertisch, BI NO Fracking Völkersen, BI Walle gegen Gasbohren, Bürgerinitiative Flecken Langwedel gegen Gasbohren, Bürgerinitiative "Saubere Umwelt & Energie Altmark’’, Klimabündnis gegen LNG, Climáximo (Portugal), Deutsche Umwelthilfe, Fossil Freies München, Fracking Freies Hessen, BUND Niedersachsen, Interessengemeinschaft gegen Gasbohren im Tecklenburger Land, NaLaKiZu Bürgerstark, Umweltschutzverein pro grün e. V. Paderborn, NoMoorGas Bürgerinitiative, Urgewald, Wesermarsch ohne Bohrtürme, WUG Wittorf

In Kanada/Quebec:
Alternative Bécancour, Coalition étudiante Arrêtons GNL, Coalition Fjord, Comité citoyen carboneutre de la MRC de Maskinongé, Comité Vigilance Hydrocarbures Lavaltrie, Comité Vigilance Hydrocarbures des municipalités de la MRC de Maskinongé, Eau Secours, Équiterre, La Planète s'invite au Parlement, La planète s'invite en Mauricie Centre-du-Québec, Mères au front, Mobilisation climat Trois-Rivières (MCTR), Mouvement LittOralement citoyen inacceptable, Nature Québec, New Brunswick Anti-Shale Gas Alliance, NON à une marée noire dans le Saint-Laurent, Prospérité Sans Pétrole, Regroupement vigilance hydrocarbures québec

 

Kontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer, mueller-kraenner(at)duh.de
Heiner Baumgarten, Vorstand BUND Niedersachsen, Heiner.Baumgarten(at)bund.net

BUND-Pressestelle:
Dr. Tonja Mannstedt, Tel. (0171) 359 86 76, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

 

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