BUND Landesverband Niedersachsen

Friedhöfe wildbienenfreundlich gestalten - BUND bildet 70 Interessierte in Göttingen fort

20. Februar 2019 | Artenschutz (NI), Lebensräume, Mitmachen (NI), Naturschutz in der Stadt (NI), Projekt Ökologische Nische Friedhof (NI), Schmetterlinge (NI), Wildbienen

Wie werden wildbienenfreundliche Blühflächen angelegt? Welche Gehölze und Stauden bieten geeignete Nahrung für Wildbienen? Diese und viele weitere Fragen rund um die wildbienenfreundliche Gestaltung öffentlicher Grünflächen beantworteten Wildbienenexperte Thomas Fechtler und Rosemarie Gemba, Fachberaterin für Naturerlebnisräume, am 20. Februar 2019 auf dem Parkfriedhof Junkerberg in Göttingen. Der Teilnehmerkreis der Fortbildung bestand hauptsächlich aus Friedhofsgärtner*innen aus Göttingen und den umliegenden Gemeinden, aber auch aus Vertreter*innen der Stadt- und Grünflächenplanung sowie ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützern. Insgesamt nahmen 70 Personen daran teil. Veranstalter war der BUND Niedersachsen. Jakob Grabow-Klucken, Leiter des BUND-Projekts „Ökologische Nische Friedhof“, war sehr zufrieden mit der großen Resonanz. „Der Erhalt der Artenvielfalt ist eine zentrale Aufgabe und die Kommunen spielen dabei eine entscheidende Rolle“, erklärte Grabow-Klucken.

Um die Artenvielfalt konkret zu unterstützen, empfiehlt der BUND den Verantwortlichen die Pflanzung heimischer Gehölze auf Friedhöfen und anderen öffentlichen Grünflächen. Durch eine gemeinsame Entwicklung sind Wildbienen an diese Pflanzen angepasst, wohingegen sie bei fremdländischen Gehölzen wie Forsythie trotz Blütenreichtum keinen Pollen und Nektar sammeln können. Sehr empfehlenswert sind Weiden, auf die viele Wildbienen im Frühjahr spezialisiert sind. Durch eine geschickte Auswahl verschiedener Weidenarten kann vom Winterende bis zur Obstblüte ein kontinuierliches Blütenangebot geschaffen werden. Besonders empfehlenswert sind Sal-Weide (Salix caprea), Purpur-Weide (Salix purpurea) und Mandel-Weide (Salix triandra). Die männlichen Pflanzen sind optisch sehr ansprechend und wachsen gut auf normalen Böden. Auch für kleinere Bereiche eignen sie sich, da sie nach der Blüte zurückgeschnitten werden können. Direkt auf Gräber darf man sie allerdings nicht pflanzen, für die umgebenden Grünflächen sind sie jedoch bestens geeignet.

„Auch Privatpersonen, die Grabflächen auf Friedhöfen betreuen, können für die Wildbienen aktiv werden“, betonte Jakob Grabow-Klucken. Momentan würden Gräber häufig mit überzüchteten Kultursorten bepflanzt, die Wildbienen und anderen Insekten keine oder nur wenig Nahrung bieten. Um das zu ändern, hat der BUND Niedersachsen zwölf Mustergrabkonzepte entwickelt.

„Mit heimischen Wildstauden, wie z. B. Margerite, Rundblättrige Glockenblume, Färber-Hundskamille und Gewöhnlicher Natternkopf, werden auch kleine Grabbeete zu wichtigen Nahrungsräumen für Wildbienen, Schmetterlinge & Co.“, ergänzt Grabow-Klucken. Der Natternkopf spielt auch auf dem Parkfriedhof Junkerberg eine wichtige Rolle: Im Rahmen der projektbezogenen Wildbienenerfassung hat der Wildbienenexperte Thomas Fechtler 2018 dort mehrere seltene und gefährdete Arten feststellen können. Darunter ist auch die Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adunca). Diese in Niedersachsen gefährdete Art sammelt Pollen ausschließlich auf der namengebenden Pflanze. In diesem Jahr sollen daher auf dem Parkfriedhof Staudenbeete mit Natternkopf entstehen, an denen diese besondere Wildbienenart genug Nahrung findet, um dauerhaft eine stabile Population aufbauen zu können.

Die Fortbildung war Teil des Projekts „Ökologische Nische Friedhof“, das von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert wird. Mit weiteren Schulungen zum richtigen Bau von Nisthilfen und zur Gestaltung naturnaher Bereiche soll der Friedhof weiter unterstützt werden. Das Projekt läuft noch bis August 2020. In diesem Zeitraum sollen weitere wildbienenfreundliche Flächen auf dem Parkfriedhof Junkerberg sowie drei anderen teilnehmenden Friedhöfen in Niedersachsen entstehen. Im letzten Jahr wurden bereits vier Mustergrabflächen sowie eine etwa 800 m² große Wildblumenwiese angelegt.

 

Hintergrund:

Friedhöfe sind Räume für Trauer, Erinnerung und Besinnung. Auch als Rückzugsort für Pflanzen und Tiere in der Stadt spielen sie eine große Rolle. Die oft parkähnlichen Anlagen zeichnen sich durch ein Mosaik unterschiedlicher Lebensräume aus. Neben Hecken, Staudenbeeten und Bäumen verfügen sie oft über ungenutzte Flächen, die als Rasen angelegt werden. Eine intensiv gepflegte Grünfläche bietet Insekten – wie den Wildbienen – jedoch keine Nahrung oder Nistmöglichkeit. Auch auf Gräbern und Rabatten werden häufig Zierpflanzen verwendet, die ebenfalls kaum Mehrwert für die heimische Tierwelt haben. In diesem Seminar wurden Möglichkeiten gezeigt, Nahrungsräume für blütenbesuchende Insekten auf Friedhöfen zu gestalten. Diskutiert wurde, welche Voraussetzungen nötig sind und welcher Pflegeaufwand damit verbunden ist. Nähere Informationen zum Projekt „Ökologische Nische Friedhof“ finden Sie unter www.bund-niedersachsen.de/wibi-friedhof

 

Rückfragen zum Thema an:
Jakob Grabow-Klucken
BUND Niedersachsen
Tel.: (0511) 965 69 12
E-Mail: jakob.klucken(at)nds.bund.net

 

Pressekontakt:
Tilman Uhlenhaut
Stellvertretender Geschäftsführer
Tel.: (0511) 965 69 13E-Mail:
tilman.uhlenhaut(at)nds.bund.net

 

Infotafeln für vier Grabbepflanzungen in Göttingen zum Download.

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