(Öko-log Freilandforschung im Auftrag des BUND)
- Wildkatzen und andere Wildtiere verenden an Zäunen
- Zäune schützen Neuanpflanzungen vor Wildverbiss nicht vor Mäusen
- Besser sind Hordengatter oder sichere Überquerungshilfen
Aktuell errichten viele Waldbesitzende neue Zäune, um ihre (Neu-)Pflanzungen in Land- und Forstwirtschaft vor dem Verbiss von Rehen und anderen Wildtieren zu schützen. Für viele Tierarten kann der Zaun aber zur tödlichen Falle werden. Insbesondere an den weit verbreiteten Knotengitterzäunen kann sich die Europäische Wildkatze beim Versuch sie zu überklettern schwer verletzen und sogar sterben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sich daher in seinem Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ gemeinsam mit Waldbesitzenden, Förster*innen und Jäger*innen dafür ein, diese Gefahrenquellen zu verringern.
Andrea Krug, Leiterin des BUND-Projektes „Wildkatzenwälder von morgen“ in Niedersachsen erklärt: „Wir empfehlen Forstleuten und Waldbesitzenden vor dem Aufbau eines Zaunes zu prüfen, ob er überhaupt nötig ist. Möglicherweise kann ein plastikfreier Schutz einzelner Bäume sowie ein Gatter aus Holz oder ein passendes Wildtiermanagement ausreichend sein. Wenn die Errichtung eines neuen Zaunes unvermeidbar ist, sollten unbedingt Durchsteighilfen unter dem Zaun oder hölzerne Übersteighilfen eingeplant werden. Denn zwischen Herbst und Frühjahr gehen Wildkatzen auf Wanderschaft und sind besonders zur Paarungszeit ab Januar sehr mobil.“
Werden die Zäune nicht mehr benötigt, sind Waldbesitzende in Niedersachsen wie auch in weiteren Bundesländern verpflichtet, diese wieder abzubauen. Der BUND appelliert daher generell an Landbesitzende, diese Pflicht wahrzunehmen und bietet personelle Unterstützung beim Abbau an. Auch Bürger*innen können ihren Teil zum Wildkatzenschutz beitragen, indem sie nicht mehr benötigte Zäune bei den Verantwortlichen vor Ort und der Unteren Naturschutzbehörde melden.
Der BUND Niedersachsen organisierte in diesem Jahr eine Aktion in der Nähe von Uelzen. Ende September entfernten 15 Freiwillige in einem Privatwald, in dem der BUND letztes Jahr Wildkatzen nachweisen konnte, 650 Meter funktionslosen Zaun. Dazu berichtet Projektmitarbeiterin Nora Albers: „Es war richtig anstrengend. Der circa 50 Jahre alte Zaun war teilweise schon stark eingewachsen und mit viel Stacheldraht versehen, was die Verletzungsgefahr erhöhte. Umso schöner ist es, das Ergebnis zu sehen und zu wissen, dass Wildtiere sich hier ab sofort gefahrlos bewegen zu können. Die Holzpfähle des abgebauten Zauns werden weiter genutzt und zu einem Totholzhaufen für die Wildkatze aufgeschichtet. Somit wird sich die scheue Jägerin dort rundum wohlfühlen.“
Hintergrund:
Knotengitterzäune sind aus Drahtgeflecht bestehende Zäune, die durch Knotenpunkte zusammengehalten werden. Sie schützen Jungpflanzen vor dem Verbiss von Pflanzenfressern, grenzen Weideflächen ab, verringern Wildtierunfälle an Straßen oder markieren Grundstücksgrenzen. Doch die Zäune stellen für Wildtiere eine tödliche Gefahr dar, insbesondere für die Europäische Wildkatze. Eingezäunte Pflanzflächen sind für sie besonders attraktiv, da sie hier ungestört sind. Die Gefahr, sich an einem der Zäune bei der Überquerung zu verletzen, ist sehr hoch.
Der Abbau nicht mehr benötigter Zäune passiert oft nur selten und wird kaum von Behörden überprüft. Die Anzahl an funktionslosen Zäunen, die in Wald und Wiesen verwachsen sind, ist deshalb sehr hoch. Oftmals geraten sie bei den Waldbesitzenden in Vergessenheit und die damit einhergehenden Gefahren steigen.
Seit Start des Projektes „Wildkatzenwälder von morgen“ hat der BUND bundesweit 8.151 Meter an unnötigen Knotengitterzäunen entfernt und 5.592 Meter Hordengatter um Neuanpflanzungen aufgestellt. Allein in Niedersachsen konnte der BUND im Jahr 2024 gemeinsam mit Freiwilligen 1.500 Meter Knotengitterzäune abbauen.
Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert und in Niedersachsen zudem durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftungt. Das Projekt setzen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um.
Weitere Informationen:
- Knotengitterzäune – Vergessene Gefahren für Wildtiere
- Wildkatzenwälder von morgen
- Steckbrief Wildkatze
- Tipps für Waldbesitzer*innen
Bei Rückfragen:
Projektleiterin “Wildkatzenwälder von morgen“ BUND Niedersachsen: Andrea Krug, Tel. 0511 965 69 –39, Andrea.Krug(at)nds.bund.net
BUND-Pressestelle:
Lara-Marie Krauße, Tel. (0511) 965 69 - 32 oder Mobil (01515) - 33 111 88, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de