Die Europäische Wildkatze, eine geschützte Tierart, hat sich in den Wäldern Südniedersachsen etabliert. Im Solling und Harz ist die Population stabil und die Art breitet sich Richtung Norden aus: Mittlerweile werden Wildkatzen in den Wäldern bis zur Südheide immer häufiger gesichtet. Jetzt im Mai wird der Wildkatzen-Nachwuchs zunehmend mobiler, was dazu führt, dass Spaziergänger*innen die Jungtiere versehentlich mit Hauskätzchen verwechseln und aus dem Wald mitnehmen. Mit fatalen Folgen für die Wildtiere. In seinem neuen Projekt „Vorsicht Wildkatze!“ informiert der BUND Niedersachsen daher über die Verwechslungsgefahr von Haus- und Wildkatze und appelliert an alle, junge Wildkatzen im Wald zu lassen.
„Wild- und Hauskatzen sind nicht mit bloßem Auge zu unterscheiden“, sagt Andrea Krug, Wildkatzenexpertin beim BUND Niedersachsen. „Daher ist es kaum verwunderlich, dass junge Wildkatzen immer wieder als vermeintlich ausgesetzte Hauskatzen aus dem Wald mitgenommen werden.“ Den mutmaßlich herrenlosen Kätzchen drohen bei einer Mitnahme viele Gefahren: Durch die Einnahme von handelsüblichem Katzenfutter bekommen sie schweren Durchfall. Daheim oder in Tierheimen herrscht eine große Ansteckungsgefahr mit diversen Katzenkrankheiten, die oft tödlich enden. Die Haltung von Wildkatzen in Privathaushalten ist zudem verboten. Die Tiere müssen in Wildtierauffangstationen untergebracht werden.
Nach Schätzungen leben zwischen 6.000 und 8.000 Tiere in Deutschlands Wäldern. Der BUND möchte im Rahmen des Projekts „Vorsicht Wildkatze“ mit einer gezielten Informationskampagne dafür sorgen, dass weniger Wildkatzen in menschlicher Obhut landen. Dafür bindet der Umweltverband zentrale Akteure wie Tierärzt*innen, Tierheime und Wildtierauffangstationen ein, um einen artgerechten Umgang mit den Wildtieren zu unterstützen. Gleichzeitig ruft der BUND mit Plakaten in Wildkatzenregionen und durch Freiwillige vor Ort dazu auf, graugetigerte Katzenjunge im Wald zu lassen. Damit es gar nicht erst zu einer Verwechslung kommt, zeigen kurze Videos und Infomaterialien die wichtigsten Unterschiede zwischen Wild- und Hauskatzen auf. Das Projekt wird gleichzeitig in Niedersachsen sowie in sechs weiteren Bundesländern durchgeführt.
Hintergrund:
Graugetigerte Hauskatzen sehen Wildkatzen oft sehr ähnlich. Unsere Hauskatzen stammen jedoch nicht von dieser, sondern von der Afrikanischen Falbkatze ab. Erst die Römer brachten die Hauskatzen zu uns. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Wildkatze schon Zehntausende von Jahren in unseren Wäldern. Hauptmerkmale der erwachsenen Wildkatzen sind ihr sehr buschiger Schwanz mit klar abgesetzten, zwei bis drei dunklen Ringen und die verwaschene Zeichnung auf cremefarbenen Fell. Oft wirkt sie auch etwas größer und massiger als eine Hauskatze. Bei Jungtieren ist die Unterscheidung allerdings noch schwieriger. Sehr auffällig ist aber ihr Verhalten: Wildkatzen sind ausgesprochen scheu, wild und heimlich. Nachdem sie vor hundert Jahren bei uns fast ausgerottet war, kehrt die Wildkatze mittlerweile in viele ihrer ursprünglichen Lebensräume zurück.
Bei Unsicherheiten sollten Spaziergänger*innen zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zurückkehren, um die Situation erneut zu bewerten. Sollte eine der Wildkatzen verletzt sein, ist der zuständige Förster oder Jäger der richtige Ansprechpartner. Falls eine Wildkatze versehentlich mitgenommen wurde, bietet der BUND einen ausführlichen Handlungsleitfaden an. Dieser hilft, Wildkatzen zu erkennen und im Notfall die richtigen Schritte einzuleiten. In diesem Jahr hat der BUND zusätzlich ein Notfalltelefon eingerichtet. Das Wildkatzendorf Hütscheroda ist täglich von 10 bis 18 Uhr unter Tel. 036 254 / 865 180 erreichbar.
Mehr Informationen:
- Videos
- Tipps zum Umgang mit Wildkatzen
- Wildkatzensteckbrief
- Entscheidungshilfe (Flyer Wildkatze-Hauskatze)
- Broschüre „Wildkatzen streifen durch Niedersachsen“
Für Rückfragen:
Andrea Krug, Projektleiterin „Vorsicht Wildkatze“, Tel: (0511) 965 69 – 39, andrea.krug(at)nds.bund.net
BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de