BUND Landesverband Niedersachsen

Wildkatze in der Nordheide nachgewiesen - BUND und NLWKN stellen neue Ergebnisse des Monitorings vor

14. Dezember 2020 | Artenschutz (NI), Wildkatze, Wildkatze (NI), Lebensräume

Schleichende Wildkatze. Foto: Thomas Stephan Schleichende Wildkatze. Foto: Thomas Stephan

Die neuesten Ergebnisse der fortlaufenden Wildkatzenerfassung von BUND und Niedersächsischem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bestätigen, dass die Wildkatze in Niedersachsen immer weiter in Richtung Norden vordringt. Unterstützt durch die Niedersächsischen Landesforsten, die Klosterforst und einige Naturschutzverbände untersuchten Naturschütze­r*innen auch in 2020 mit Hilfe von 84 Lockstöcken ausgewählte Waldbereiche in den Landkreisen Harburg, Celle und der Region Hannover. An 25 Lockstöcken fanden sie dabei Haarproben, die eindeutig von Wildkatzen stammen.

„Wir haben erstmals eine männliche Wildkatze im Landkreis Harburg in der Nordheide nachgewiesen“, be­richtet Andrea Krug, Wildkatzenexpertin des BUND Niedersachsen. „Das ist der nördlichste Nachweis einer Wildkatze in Deutschland und zeigt uns, wie weit diese Art schon in Richtung Norden wandert.“ Der Fund in den Wäldern der Klosterforsten freut Matthias Metzger, der für Naturschutzfragen zuständige Mitarbeiter: „Unsere Förster*innen haben die Wildkatzenerfassung von BUND und NLWKN gern unterstützt. Nun tragen wir Sorge dafür, der Art geeignete Strukturen mit ausreichend Versteckmöglichkeiten zu bieten, damit sie sich dauerhaft hier ansiedeln kann.“

Auch im östlichen Teil des Landkreises Celle wurden erstmal mehrere Tiere festgestellt, nicht jedoch im zentralen Bereich des Landkreises oder in der östlichen Region Hannover. „Die Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass die Wildkatzen aus den bereits gut besiedelten Wäldern der Landkreise Gifhorn und Braunschweig weiter in Richtung Nordwesten vordringen und sich Stück für Stück ihren Lebensraum zurückerobern.“, so Krug. „Zu erwarten ist, dass die Wildkatze bald in der gesamten Lüneburger Heide zu finden ist“, ergänzt Uwe Mestemacher von den Niedersächsischen Landesforsten (NLF). „Sie wird es aber nicht leicht haben, sich großflächig zu etablieren. Dafür stellt z.B. auch hier der Straßenverkehr immer noch ein zu großes Risiko dar.“

Gerade in Gebieten, in denen nur wenige Wildkatzen leben, ist jede überfahrene Katze ein harter Verlust, der den Bestand in der Region gefährden kann. Der BUND ruft deshalb dazu auf, in diesen Monaten besonders auf Wildwarnschilder zu achten, die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu befolgen und den Straßenrand im Auge zu behalten. Damit die Wildkatze dauerhaft in Niedersachsen überleben kann, braucht sie große zusammenhängende Waldlebensräume. Durch die zunehmende Isolierung der Wälder laufen sie Gefahr, plötzlichen Krankheiten ausgeliefert zu sein und regional wieder auszusterben. „Die kontinuierliche und standardisierte Untersuchung des niedersächsischen Wildkatzenvorkommens gibt uns die Möglichkeit, die aktuelle Situation dieser gefährdeten Art besser einschätzen zu können“, sagt Dr. Andreas Jacob, der beim NLWKN für die Wildkatze zuständig ist. „Diese Erkenntnisse helfen uns sehr bei der Konzeption und Initiierung von geeigneten Schutzmaß­nahmen.“

 

Hintergrund:

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris)
Die einst in fast allen Wäldern Deutschlands heimische Mäusejägerin steht seit vielen Jahren auf der Roten Liste der bedrohten Arten. In weiten Teilen Deutschlands war sie bereits ausgestorben. Mittlerweile erholt sich die Population. Viele Katzen werden jedoch Opfer des Straßenverkehrs.

Das BUND-Projekt
Der BUND erforscht bereits seit Jahren die Lebensweise und Verbreitung der seltenen Art in seinem „Rettungsnetz Wildkatze“. Ziel des länderübergreifenden Projekts ist ein Verbund aus Wäldern durch grüne Korridore aus Sträuchern und Bäumen. Diese Biotopvernetzung hilft nicht nur der Wildkatze, sondern auch vielen anderen Arten des Ökosystems Wald.

Zur Erfassungsmethode
Die mit Baldrian besprühten Lockstöcke ziehen umherstreifende Katzen an, die sich an dem rauen Holz reiben und daran Haare hinterlassen. Durch eine genetische Analyse lässt sich anschließend genau feststellen, von welcher Tierart die Haare stammen: bspw. von Reh, Dachs, Haus- oder Wildkatze. Darüber hinaus kann sogar das einzelne Individuum anhand der Haaranalyse identifiziert werden. Die gesammelten Haarproben werden an das Senckenberger Forschungsinstitut in Gelnhausen geschickt. Dort wird im Labor analysiert, um welches Tier bzw. Individuum es sich handelt. Die Daten werden in einer bundesweiten Gendatenbank hinterlegt. Aber auch Lebendnachweise (z.B. Fotofallenbilder) oder Totfunde können gemeldet werden.

 

Weitere Informationen: www.bund-niedersachsen.de/wildkatze

Fotos: Unter www.bund.net/wildkatzenfotos stehen Ihnen Pressefotos der Europäischen Wildkatze zum Download zur Verfügung.

Rückfragen zum Thema sowie Nachweismeldungen an:
Andrea Krug, Projektleitung Rettungsnetz Wildkatze, BUND Landesverband Niedersachsen, Tel. (0511) 965 69 – 39, andrea.krug(at)nds.bund.net
 

BUND-Pressestelle:
Dr. Tonja Mannstedt, Tel. (0511) 965 69 – 31, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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