BUND Landesverband Niedersachsen

Gorleben

Der größte Streit in der deutschen Endlager-Debatte dreht sich um Gorleben: Während die Betreiber der Atomkraftwerke, aber auch Teile der Politik auf diesen Standort setzen, ist der Salzstock in Gorleben unter Sicherheitsaspekten als Endlager für hochradioaktiven Müll inakzeptabel.

Gorleben, eine kleine Gemeinde im Landkreis Lüchow-Dannenberg, steht wie kein anderer Ort in Deutschland für den Protest gegen Atomkraft und ihren Gefahren. Der Salzstock am Ortsrand gilt trotz massiver Proteste seit Jahrzehnten als mögliches Endlager für hochradioaktiven Atommüll.

Gorleben wird Erkundungswerk

25 000 Menschen demonstrierten 2011 in Gorleben. Foto: Klaus Mayhack 25 000 Menschen demonstrierten 2011 in Gorleben. Foto: Klaus Mayhack

In den Jahren 1975 und 1976 werden im Auftrag der damaligen Bundesregierung drei Standorte zur Errichtung eines „Nuklearen Entsorgungszentrums“ geprüft - mit dem entsprechenden Widerstand in den Gemeinden. Völlig überraschend entscheidet die niedersächsische Landesregierung 1979 unter Ministerpräsident Ernst Albrecht, dass der bisher kaum untersuchte Salzstock in Gorleben als Standort für ein westdeutsches Atommüllager erkundet werden soll.

Während 1989 in Wackersdorf in der Oberpfalz nach vier Jahren heftigen und wachsenden Protests in der Bevölkerung die geplante Wiederaufbereitungsanlage (WAA) aufgegeben wird, wird in Gorleben eine unterirdische Erkundung beschlossen, ohne den Salzstock mit möglichen anderen Standorten zu vergleichen. Geologische Risiken werden beiseite geschoben, mitten im Verfahren Planungen verändert. Bonner Politik und Energieindustrie wollen dieses Endlager in Gorleben haben.

Die ersten Castoren kommen

Die Atomindustrie und die zuständige Umweltministerin Angela Merkel stehen unter Druck. Wenn keine Aussicht auf Entsorgung – und sei es irgendwann – nachgewiesen werden kann, dann können keine weiteren Atomkraftwerke gebaut und genehmigt werden.

Trotz andauerndem und heftigem Widerstand im Wendland wird 1995 der erste Castorbehälter in Gorleben stationiert. Das oberirdische Zwischenlager in Gorleben wird in den folgenden Jahren mit weiteren Castoren bestückt, trotz 100.000 Demonstranten in Hannover 1979 und hartnäckigen Behinderungen der Castortransporte durch Zehntausende von Demonstranten in ganz Niedersachsen.

Hoffnung durch Moratorium?

Beim ersten Atomausstieg im Jahr 2000 wurde von der damaligen Bundesregierung beschlossen, die unterirdische Erkundung des Salzstocks Gorleben zu unterbrechen: Es galt ein Moratorium von 10 Jahren, weil geologische Gutachten auf ein unzureichendes Deckgebirge des Salzstocks und Verbindungen zum Grundwasser verweisen. 2010 wird das Moratorium jedoch durch die damalige schwarzgelbe Koalition beendet - in Verbindung mit einer ausgiebigen Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke.

Erst die atomare Katastrophe in Fukushima führte 2011 zu einem deutlichen Umdenken, zum Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland und zu einer Verständigung über eine neue Endlager-Suche. Verschiedene mögliche Standorte sollten verglichen, klare Kriterien entwickelt werden. Auch eine Bürgerbeteiligung sollte es auch geben. In Gorleben wurden die Erkundungsarbeiten erneut eingestellt. Gorleben wurde jedoch nicht im Vorhinein aus dem Suchverfahren herausgenommen, was der BUND stets massiv kritisiert hat. Denn Gorleben ist geologisch ungeeignet und politisch verbrannt.

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