BUND Landesverband Niedersachsen
Berberitze (Berberis vulgaris) | Foto Klaus Kuttig

Heimische Arten & gebietseigene Vorkommen

Heimische Gehölze fördern die Vielfalt in unserer Landschaft

Karte der sechs Vorkommensgebiete Deutschlands Schmidt und Krause, Zur Abgrenzung von Herkunftsgebieten bei Baumschulgehölzen für die freie Landschaft, NuL 1997verändert nach Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2012 Karte der sechs Vorkommensgebiete Deutschlands Schmidt und Krause, Zur Abgrenzung von Herkunftsgebieten bei Baumschulgehölzen für die freie Landschaft, NuL 1997verändert nach Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2012

Werden neue Verbundstrukturen angelegt, sollten nur gebietseigene, heimische Pflanzen verwendet werden. Diese haben einen besonders hohen Wert für unsere Tierwelt, weil frucht- und samenfressende Vögel sowie blütenbesuchende Wildbienen und Schmetterlinge an sie angepasst sind und hier sowohl Nahrung als auch Lebensraum finden. Heimische Gehölze fördern somit die Vielfalt in unserer Landschaft. Als heimisch werden Pflanzensippen bezeichnet, die in dem betreffenden Gebiet natürlicherweise vorkommen (Indigene). Die Abgrenzung zu nicht einheimischen Sippen richtet sich danach, ob die Sippen durch direkte oder indirekte anthropogene Mithilfe in ein Gebiet gelangt sind. Nach dem Zeitpunkt des ersten spontanen Auftretens vor bzw. nach 1492 (“Entdeckung” Amerikas durch Christoph Kolumbus) werden diese in Archäo- und Neophyten unterteilt.

Als gebietseigen oder gebietsheimisch werden Pflanzen bzw. Sippen bezeichnet, die aus Populationen einheimischer Sippen stammen, welche sich in einem bestimmten Naturraum über einen langen Zeitraum in vielen Generationsfolgen vermehrt haben und bei denen eine genetische Differenzierung gegenüber Populationen der gleichen Art in anderen Naturräumen anzunehmen ist. Gebietseigene Vorkommen einer Art sind daher an die naturräumlichen Begebenheiten ihres Vorkommens besonders angepasst.

Durch die spezifischen Standortanpassungen haben unsere heimischen, gebietseigenen Pflanzen Vorteile gegenüber anderen Arten. Sie haben einen festen Platz im Naturhaushalt und leben in enger Wechselwirkung mit den vorkommenden Arten. Zudem sind sie widerstandsfähiger gegen extreme Witterungen oder Pflanzenkrankheiten und nicht so anfällig bei Schädlingsbefall. Aufgrund der engen Wechselbeziehungen wird mit heimischen Pflanzen auch der Fauna geholfen. Im Schnitt wird ein heimisches Gehölz von sechsmal so vielen fruchtfressenden Vogelarten angenommen wie ein nicht heimisches. An einer Eiche leben weit mehr Insektenarten als auf Kastanie, Douglasie und Robinie zusammen. Auch blütenbesuchende Insekten finden an Weißdorn, Sal-Weide, Schlehe oder Faulbaum mehr Nahrung und Nistplatze als an Forsythien und Sommerflieder.

Seit 01. März 2020 ist in der freien Natur, entsprechend der Vorgaben des § 40 BNatSchG, das Ausbringen von Pflanzen, deren Art in dem betreffenden Gebiet in freier Natur nicht oder seit 100 Jahren nicht mehr vorkommt, verboten oder bedarf der Genehmigung.

Um diese gesicherten Herkünfte je Region festzulegen, wurden sechs „Vorkommensgebiete“ abgegrenzt, die als Basis für die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehölze dienen. Mit dem Begriff „Vorkommensgebiete“ wird eine fachliche Abgrenzung zu den forstlichen „Herkunftsgebieten“ deutlich gemacht.

Niedersachsen deckt sich überwiegend mit dem Vorkommensgebiet 1 – Norddeutsches Tiefland. Allerdings gehören Südniedersachsen und der Raum Osnabrück zum Vorkommensgebiet 4 - Westdeutsches Bergland und Oberrheingraben und der südöstliche Teil Niedersachsens von Braunschweig bis etwa Goslar zum Vorkommensgebiet 2 - Mittel- und Ostdeutsches Tief- und Hügelland.

Im Rahmen des BUND-Projektes "Eigene Vielfalt" erstellen wir Artenporträts, die von der Anlage gebietseigener Gehölze profitieren.

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