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Neuntöter | Foto Klaus Kuttig

Vögel im Porträt

Nicht nur Wildbienen und andere Insekten profitieren von Feldheölzen, auch Vögel finden hier Lebens- und Nahrungsraum.

Neuntöter (Lanius collurio)

Sein Name beruht auf den Volksglauben, er würde erst neun Beutetiere aufspießen, ehe er sie verspeist. Tatsächlich neigen besonders die Männchen zum „Spießen“. Hierbei werden meist erbeutete Wirbeltiere als Vorrat auf Dornen oder Stacheln gespießt, um beispielsweise mehrere Regentage oder feuchtkalte Morgenstunden zu überbrücken. Obwohl daher Mäuse oder auch Reptilien und Amphibien so auffallend das Revier markieren können, ernährt sich der Neuntöter (Lanius collurio) überwiegend von Insekten. Besonders größere Käfer, aber auch Hautflügler (Bienen, Wespen, Ameisen) gehören zum Nahrungsspektrum.

Weißdörner, Schlehen, Heckenrosen und Brombeeren bilden die beliebtesten Hecken zum Nisten. Die Männchen bieten den Weibchen mehrere Plätze an, dieses entscheidet dann über den Standort. Als Neststandort werden die Dornsträucher von 1,5–2,5 m Höhe bevorzugt. Die meist 5-6 Eier werden gut 2 Wochen bebrütet, ehe die Küken schlüpfen und noch für etwas länger als 2 weitere Wochen im Nest verbleiben. Doch auch nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel in der Regel weiter gefüttert und werden erst nach fast 40 Tagen selbstständig. Ab August beginnt dann für Alt- und Jungvögel der Zug nach Süden. Als Langstreckenzieher überwintern sie im tropischen Afrika und kommen ab Mai zurück, wobei besonders die Männchen reviertreu sind.

In Deutschland kommen etwa 90.000 bis 150.000 Brutpaare vor. In Niedersachsen liegt die Zahl bei etwa 9500 Paaren. Neuntöter bevorzugen offene, vielfältig strukturierte Landschaften mit exponierten, sonnigen Warten und vielen (dornigen) Hecken und Sträuchern. Er ist daher ein markanter Vogel unserer Heckenlandschaften!

Neuntöter (Lanius collurio) | Foto: Martin Steinmann Neuntöter (Lanius collurio) | Foto: Martin Steinmann

Dorngrasmücke (Sylvia communis)

Die Dorngrasmücke (Sylvia communis) bevorzugt abwechslungsreiche, offene Landschaften mit dornigen Gebüschen und Sträuchern, dornigen Feldhecken oder Feldraine mit einzelnen Dornenbüschen. Als Langstreckenzieher zieht es ihn ab September nach Afrika, wo er südlich der Sahelzone überwintert. Hier führten Dürren Ende der Sechzigerjahre zu einem markanten Rückgang dieser verbreiteten Art, von der sich die Bestände noch immer nicht vollständig erholt haben. Der wissenschaftliche Name „communis“ der sie allgemein überall vorkommend beschreibt, gilt daher heute nicht mehr so wie einstmals.

Dennoch kommen in Deutschland über 500.000 Brutpaaren vor. Ab April kehren die Dorngrasmücken aus ihren Winterquartieren zurück. Nach der Paarung werden napfförmige Nester aus Gräsern, Wurzeln, Haaren und Halmen erbaut, die meistens kurz über dem Boden gut im dichten Gestrüpp versteckt werden. Das Weibchen legt 4 bis 5 Eier, diese werden in der Hauptbrutzeit von Mai bis Juli, für 11 bis 13 Tage abwechselnd von beiden Partnern bebrütet. Die Dorngrasmücke wurde früher auch als Kuckucksammer bezeichnet, da sie häufig Wirt des Kuckucks wird.

Die Dorngrasmücke ernährt sich vorwiegend von Spinnen, Weichtieren und Insekten. Ab Spätsommer gehören auch Beeren zum Speiseplan.

Dorngrasmücke | Foto: Martin Steinmann Dorngrasmücke | Foto: Martin Steinmann

Gimpel (Pyrrhula pyrrhula)

Im Volksmund wird der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) auch Dompfaff genannt. Dieser Name beruht auf seiner äußerlichen Färbung mit der schwarzen Kappe und der kardinalsroten Brust. Weibliche Gimpel sehen hingegen unauffälliger aus. Ihre Brust ist nicht rot sondern grau-braun gefärbt.

Der Gimpel ist in Mittel- und Nordeuropa beheimatet und dort ganzjährig zu beobachten. Er hält sich gerne im dichten Gebüsch auf, welches ihm sowohl als Versteck, Brutplatz als auch Nahrungsquelle dient. Mit ihrem kräftigen, schwarzen Schnabel fressen ausgewachsene Gimpel am liebsten Knospen (von z. B. Pflaume (Prunus) und Ahorn (Acer)), Sämereien (von z. B. Birke (Betula), Ahorn und Esche (Fraxinus)), Beeren (z. B. Brombeere (Rubus), Schneeball (Viburnum), Vogelbeere (Sorbus aucuparia) und Holunder (Sambucus)) und andere Früchte. Jungvögel werden auch mit Insekten gefüttert.

In einem Nadelbaum oder im dichten Gebüsch baut der Dompfaff nur wenige Meter über dem Boden sein Nest aus Reisig und Zweigen und wird mit Moos, feinen Halmen und Federn ausgekleidet. Das Weibchen legt dort vier bis sechs bläuliche bis grünliche Eier, die mit dunklen Flecken überzogen sind. Die Brutzeit dauert von Mai bis Juni. Nach 14 Tagen schlüpfen die Jungen und verlassen nur drei Wochen später das Nest. Zunächst sind die Jungvögel (auch die Männchen!) unscheinbar olivbraun gefärbt und die schwarze Kopfbedeckung ist noch nicht erkennbar.

Gimple (Pyrrhula pyrrhula) Gimple (Pyrrhula pyrrhula)

Nachtigall (Luscinia megarhynchos)

Die Nachtigall (Luscinia megarhynchos) kommt im April aus ihrem Winterquartier im tropischen Afrika zurück und erfreut uns rund um die Uhr mit ihren  abwechslungsreichen, vielen verschiedenen Tönen. Schon ihr Name verrät sie als „Nachtsängerin“. Doch dieses Verhalten geben die Männchen auf, sobald sie eine  Partnerin gefunden haben. Fortan wird nur noch tagsüber zur Revierabgrenzung gesungen.

Nach der Paarbildung beginnt der Nestbau. Am Boden oder dicht über dem Boden wird das Nest in der Krautschicht in Büschen oder im Unterholz angelegt. In einer mit Moos ausgepolsterten Nestmulde aus trockenen Laub werden 4 - 6 olivbraungraue Eier gelegt und ca. 2 Wochen lang ausgebrütet.

Die Nachtigall liebt Deckung in ihrem Lebensraum. Diese findet sie in unterholzreichen Auwäldern entlang von Flüssen und Seen, aber auch in großen Parks und Friedhöfen im Siedlungsbereich. Eine Kulturlandschaft mit vielen, dichten Feldgehölzen und Hecken bietet ihr ein willkommenes Zuhause. Hier finden sie auch ausreichend Nahrung aus Insekten, Larven, Spinnen, Würmern und Schnecken. Im Herbst fressen sie, wenn die Insekten knapp werden, auch Beeren.

Ihr Aussehen ist im Vergleich zum Gesang unauffällig, zudem hält sich die Nachtigall eher versteckt. Das Obergefieder ist gleichmäßig hellbraun, nur der Schwanz hebt sich rostbraun hervor. Ihr Bauch und die Unterseite sind dagegen gräulich. Der feine, dunkle Schnabel hat eine gelbe Basis und um ihre dunklen Augen zeigt sich ein heller Ring.

 (Nachtigall | Foto: Wal_172619 / Pixabay.com)

Rotmilan (Milvus milvus)

Der Rotmilan (Milvus milvus) ist ein Greifvogel, der wie kein anderer von der strukturreichen Landschaft in Deutschland abhängig ist. Nicht nur, dass bei uns typische strukturreiche, landwirtschaftliche genutzte Kulturlandschaften mit hohen Anteil an Feldgehölzen seine bevorzugten Habitate sind, darüber hinaus brüten mehr als die Hälfte aller Rotmilane in Deutschland.

Wenn der Rotmilan am Himmel über uns steht, dann fallen sein tief gegabelter Schwnaz, die rostrote Federfarbe und die weißen Flecken auf den Flügeln besonders gut auf. Mit einer Spannweite von bis zu 180 cm gehört er zudem zu unseren größeren Greifvögeln. Dennoch fällt er auch durch ganz besonders spektakuläre Flugmanöver auf.

Gejagt werden überwiegend Kleinsäuger wie Wühlmäuse aber auch andere Vögel und Aas werden gefressen. Der überwiegende Teil der Rotmilane verbleibt in Deutschland, nur wenige ziehen zur Überwinterung bis nach Südfrankreich.

Unsere Agrarlandschaft ist sowohl Grundlage als auch Hemmnis für die Bestandsentwicklung unserer Rotmilane. Wenn abwechslungsreiche landwirtschaftliche Regionen durch Intensivierung verarmen und die Randstrukturen mit den Hecken, Feldgehölzen und Säumen verschwinden, stellt die hiesige Agrarlandschaft mit dem überwiegenden Anbau von Raps und Wintergetreide ein Problem dar. Bei diesen Ackerfrüchten ist aufgrund der Wuchshöhen – vor allem von Mai bis Juli – die Nahrungssuche für den Rotmilan erheblich erschwert. Also vor allem während der Jungenaufzucht, wenn der Nahrungsbedarf am höchsten ist.

Strukturreiche Übergänge und Hecken auch als Lebensraum für ihre Beutetiere können diesen spannenden Greifvogel, der unser eigentliches Wappentier sein könnte, dauerhaft ein Zuhause bei uns geben.

 (Rotmilan / Pixabay.com)

Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

Der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) ist der Einzige Vertreter seiner Familie in Europa und Asien. Die übrigen 87 Arten der Zaunkönige kommen ausschließlich in Amerika vor. Er erhielt schon im antiken Griechenland seinen Namen. Aristoteles und Plutarch nannten ihn König oder Königlein. Die Fabel, aus der der Name abzuleiten ist, ist die 2500 Jahre alte Fabel Äsops von der Königswahl der Vögel. Dort ist der Zaunkönig auf dem Rücken eines Adlers empor gestiegen und als der Adler erschöpft war, flog der Zaunkönig noch höher, um den Adler zu übertreffen, woraufhin er von den anderen Vögeln des Betrugs bezichtigt und eingesperrt wurde.

Aufrechte Haltung, stets aufgestellter Schwanz und sein 90 Dezibel lauter Gesang sind die Markenzeichen des Zaunkönigs. Er wird bis zu zehn Zentimeter groß und wiegt 12 g. Die Oberseite seines Gefieders ist dunkel-, die Unterseite hellbraun. Auf Bauch, Schwanz und Flügeln ist eine schwarze Bänderung zu erkennen. Zu finden ist der Zaunkönig in Wäldern, Gärten, Parks und Feldrändern mit reichlich Sträuchern und hohen Stauden. Dort sucht er sich Insekten und Spinnen sowie im Winter Sämereien. In seinem Lebensraum baut er sich auch seine kugelige, geschlossene, Lehm- und Mooshöhle, in der das Weibchen ab Ende März fünf bis sieben Eier ausbrütet.

 (Zaunkönig / Pixabay.com)

Star (Sturnus vulgaris)

Der Star (Sturnus vulgaris) ist in ganz Deutschland verbreitet. Der 20 cm große Vogel ist in Europa bis ins südwestliche Asien verbreitet. Eingeführt wurde der 60-110 g schwere Vogel in Südafrika, Amerika, Australien und Neuseeland.

Bekannt ist die Vogelart für seine Formationsflüge. In offenen Landschaften können sich große Schwärme zusammenfinden, die mit nahezu synchronem Flügelschlag über die Felder ziehen. Dieses Verhalten ist als Schutz vor Prädatoren gedacht, die sich in der Menge nicht auf ein Beutetier konzentrieren können. Um sich im Schwarm zu koordinieren, orientieren sich die einzelnen Individuen an bis zu sieben Nachbarvögeln und passen ihren Flug an diese an.

In diesen Schwärmen ziehen die Vögel im Winter in den westlichen Mittelmeerraum. Sie überwintern jedoch auch häufig auf Schilfflächen. Zwischen März und Juli brütet der Star in Baumhöhlen, Mauerlöchern und Felsenhöhlen.

Die Jungvögel sind einheitlich graubraun. Diese Einheitlichkeit verschwindet bei den ausgewachsenen Tieren. Die Männchen tragen von Frühjahr bis Sommer ein dunkles, bronze-/kupferfarben bis perlmutt glänzendes Gefieder mit weißen Flecken. Die Weibchen haben ein weniger glänzendes Gefieder und sind auf der ganzen Bauchfläche weiß getupft. Zur Brutzeit sind die Schnäbel beider Geschlechter gelb. Sie unterscheiden sich jedoch in der Färbung der Schnabelbasis. Die der Männchen ist bläulich, wohingegen die der Weibchen rötlich ist. Im Laufe des Herbstes werden die Schnäbel beider Geschlechter dunkel und die weißen Flecken verblassen. Sie ernähren sich im Frühjahr von Insekten und Würmern. Im Sommer steigen sie auf Früchte um.

Die Stare sind neben ihres Formationsflugs noch für die Fähigkeit bekannt, dass sie Umgebungsgeräusche und andere Laute wie den Gesang anderer Vögel imitieren können.

Der Star steht in Deutschland auf der Roten Liste der bedrohten Arten in der Kategorie 3. Er wird durch den Rückgang seines natürlichen Lebensraums wie bspw. Hecken und im Sommer vorzufindenden Stoppelfelder bedroht. Damit einher geht der Rückgang der Artenvielfalt und entsprechend auch der Rückgang des Nahrungsangebots für den Star. Auch mögliche Brutplätze verschwinden. Durch Entsorgung von Totholz, dem großflächigen Schlagen von Wäldern und der vermehrten Gebäudesanierung gehen Baumhöhlen und Mauerlöcher verloren.

Um den Rückgang der Star-Population aufzuhalten bedarf es einer naturverträglichen Land-, Weide-, und Forstwirtschaft. Extensiv genutztes Grünland, das beweidet wird, bietet den Staren Insekten und Würmer, die durch den Tierkot angelockt werden. Erhalt insbesondere alter Baumbestände fördert die Strukturvielfalt und bietet mehr Baumhöhlen. Von Staren genutzte Brutplätze in zu sanierenden Mauern, müssen durch Nistkästen ersetzt werden, um eine erfolgreiche Brut zu garantieren.

 (Star / Pixabay.com)

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