Der Rückgang der Artenvielfalt ist neben dem Klimawandel die zentrale Herausforderung des Umwelt- und Naturschutzes. Untersuchungen wie die Krefelder Studien zeigen insbesondere bei den Insekten starke Rückgänge von 75% der Biomasse und Verlust von Arten in den letzten 30 Jahren. Neben dem Schwund der Artenvielfalt ging in den letzten Jahrzehnten ebenso die Zahl der Artenkenner*innen zurück. Aufgrund von Überalterung und fehlendem Nachwuchs wird die Zahl derjenigen, die sich vertieft mit Artengruppen wie Wildbienen, Goldwespen, Schwebfliegen auskennen, um 21 Prozent geringer als noch vor 20 Jahren geschätzt. Um dieser Entwicklung in Niedersachsen wirksam entgegenzutreten, möchte der BUND Niedersachsen gemeinsam mit vier Kooperationspartnern ein „Kompetenznetzwerk Artenkenntnis Niedersachsen" (KNAK) initiieren, aufbauen und etablieren.
Mehrstufige Entwicklungsmöglichkeiten
Ziel des fünfjährigen Projektes ist es, Menschen für die Artenvielfalt zu begeistern und Wissen über besonders relevante Artengruppen wie beispielsweise Vögel, Insekten und seltene Pflanzen zu vermitteln. Der BUND fokussiert sich vorrangig auf die Artengruppe der Wildbienen. Dabei sollen Naturschutz-Interessierte mit und ohne Vorkenntnisse angesprochen werden und im Rahmen eines mehrstufigen Entwicklungssystems vom Naturfreund (Interessierte, Einsteiger*innen), zum/zur Naturbeobachter*in (Aufsteiger*innen) bis hin zum/zur Artenkenner*in entwickelt werden. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf den ersten beiden Gruppen. Einsteiger und Fortgeschrittene sollen über eine Vielzahl an Lernangeboten, Bildungsveranstaltungen und Exkursionen angesprochen werden und an die Thematik Artenkenntnis herangeführt sowie anschließend darin weiter gefördert werden. Für ausgewählte Artengruppen dienen die Schulungen zur Qualifizierung nach dem neuen bundesweiten Standard, mit denen die Zertifizierung als Artenkenner*in möglich wird.
Auch die Vernetzung von Artenkenner*innen untereinander soll gefördert werden.
Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes bildet das Blended Learning. Diese Lernform verknüpft moderne Formen von E-Learning mit klassischen Aspekten der Präsenzlehre. Der BUND Niedersachsen erarbeitet hierzu ein Konzept zur Nutzung der Bestimmungsapp „BUND Insekten Kosmos“.
Als Veranstaltungsort für die Präsenzveranstaltungen dient maßgeblich die BUND-Insektenstation Wildeshauser Geest auf dem BUND-Natur-Bauernhof Wendbüdel. Durch die Kooperationspartner werden niedersachsenweit auch an weiteren Lehrstandorten Veranstaltungen angeboten.
Kenntnisse in der Praxis vertiefen
Um das neuerworbene Wissen in der Praxis einzusetzen und die Kenntnisse zu festigen, arbeitet das Projekt eng mit anderen BUND-Projekten wie „Besonders gestreute und gepflegte Räume“ zusammen und bietet den Kursteilnehmenden die Möglichkeit an Mitmach-Angeboten teilzunehmen. Damit die Naturbeobachter*innen und Artenkenner*innen stets über aktuelle Aktivitäten informiert werden und sich besser vernetzen können, wird eine gemeinsame Projekt-Homepage eingerichtet.
Projektlaufzeit:
04/2024 – 03/2029
Kooperationspartner:
Das Projekt führt der BUND gemeinsam mit der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz, dem Verein Naturschutzpark e. V., dem NABU Hameln - Hessisch Oldendorf - Aerzen e. V. sowie der NABU|Naturgucker-Akademie durch.