BUND Landesverband Niedersachsen

Zugvogeltage im Nationalpark Wattenmeer unter Beschuss

04. Oktober 2018 | Artenschutz (NI), Landwirtschaft, Lebensräume, Umweltpolitik (NI), Wasser, Flüsse, Meere (NI), Meere

Jäger wollen die traditionellen Zugvogeltage im Nationalpark verschieben, um ungestört ihrem Hobby nachzugehen.  Zum Konflikt um Jagdpachten im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer stellt die Landesgeschäftsführerin des BUND Niedersachsen, Susanne Gerstner, fest:

"In wenigen Tagen beginnen die 10. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Ca. 10.000 naturbegeisterte Einheimische wie Gäste werden von der Nationalparkverwaltung, den Nationalparkhäusern, von Beherbergern, Gastronomen und weiteren touristischen Anbietern auf den Inseln und an der Küste willkommen geheißen. Auf ca. 300 Veranstaltungen dreht sich alles um den Vogelzug: Der Nationalpark Wattenmeer ist Drehkreuz für hunderttausende Zugvögel, die sich auf ihren Route quer über die Kontinente in einem einzigartigen Naturspektakel beobachten lassen.

Dieses inzwischen traditionelle naturtouristische Highlight scheint jedoch einer Handvoll Freizeitjägern ein Dorn im Auge: Denn dem Naturgenuss zigtausender Gäste zum Trotz möchten einige Schießwütige gerade in dieser Zeit ihrem Jagdfieber nachgehen und schlagen deshalb vor, die Veranstaltung kurzerhand aufs Frühjahr zu verschieben.

Diese Forderung weniger Inseljäger ist dreist. Selbstverständlich stehen der internationale Schutzgedanke des Nationalparks und der ungestörte Naturgenuss zahlreicher Einheimischer und Gäste über dem Einzelinteresse von Freizeitjägern. Mit rund 100.000 Gästen in den vergangenen 10 Jahren sind die Zugvogeltage ein bedeutender Wirtschaftsfaktor geworden und tragen zum hervorragenden Image der Nationalparkregion bei. Dass die Jägerschaft ihre Forderung auch noch als Entgegenkommen im Streit um die Jagd im Nationalpark verkauft, ist aus Sicht des BUND grotesk. Es erschließt sich nicht, wie die Vogeljagd im Wattenmeer mit der Grundsatzposition des Deutschen Jagdverbandes zusammen zu bringen ist, in der Jäger als Mittler zwischen Mensch und Natur, als Förderer von Artenschutz und biologischer Vielfalt agieren und einem Hegeauftrag folgen. Für viele Einheimische und Gäste ist es deshalb völlig unverständlich bis schockierend, dass die Lage des Nationalparks inmitten einer internatio  nal bedeutsamen Vogelzugroute missbraucht wird, um Zugvögel abzuschießen.

Der BUND hat in den vergangenen Wochen gemeinsam mit weiteren Umwelt- und Naturschutzverbänden deutliche Kritik gegen eine Verlängerung der Jagdpachtverträge im Nationalpark geübt und den Alleingang des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz massiv kritisiert. Dass seitens des Landwirtschafts-ministeriums nun erneut Gespräche anberaumt wurden, zu denen fünf Vertreter der Jägerschaft samt Rechtsbeistand geladen waren, die Naturschutzverbände aber außen vor blieben, ist völlig inakzeptabel.

Der BUND fordert eine sofortige Einstellung der Jagd auf Wat- und Wasservögel im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und eine Rücknahme der inzwischen abgeschlossenen Pachtverträge. Ein Abschuss von Zugvögeln konterkariert die Schutzziele des Nationalparks und des EU-Vogelschutzgebietes."

 

Rückfragen zum Thema an:
Susanne Gerstner, Landesgeschäftsführerin, BUND Landesverband Niedersachsen, susanne.gerstner(at)nds.bund.net

Pressekontakt:
Dr. Tonja Mannstedt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, BUND Landesverband Niedersachsen, Tel. (0511) 965 69 - 31, tonja.mannstedt(at)nds.bund.net

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