BUND Landesverband Niedersachsen

BUNDmagazin

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND. Der Landesverband veröffentlicht regelmäßig eine Regionalbeilage.



Editorial: Auf der Suche nach guten Ansätzen

Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler. Foto: BUND Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler. Foto: BUND

Eine Große Koalition wird in den nächsten fünf Jahren die Geschicke Niedersachsens steuern. Ein Blick in die Koalitionsvereinbarung zeigt, dass diese Regierung wenig Ehrgeiz zur Zukunftssicherung der natürlichen Ressourcen unseres Landes entfalten will. So ist der ernsthafte Wille für eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik nicht zu erkennen. Es fehlt eine konsequente Durchsetzung der Düngeverordnung, die Grundwasser, Flüsse, Seen und Meere vor Nährstoffüberschüssen schützen könnte. Dabei werden die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie in Niedersachsen erneut verfehlt, zum dritten Mal in Folge. Es mangelt an Impulsen für regional erzeugte und vermarktete Lebensmittel. Auch befürchten wir eine Rückwärtsrolle beim Tierwohl. Dem Höfesterben setzt die Groko nichts entgegen, ihre Politik lässt eine weitere Konzentration auf Großbetriebe und Massentierhaltung erahnen.

Für den Naturschutz ist ein gefährlicher Trend erkennbar: Freiwilligkeit statt Ordnungsrecht. Dieses Vorgehen hatte bereits zu CDU/FDP-Zeiten zu massiven Verzögerungen bei der Ausweisung von Naturschutz- und Natura 2000-Gebieten in nationales Recht geführt, die bis heute nicht abgeschlossen ist. Der galoppierende Artenschwund erfordert aber sofortiges Handeln: ein Ende der Flächenversiegelung und Umsteuern in der Land- und Forstwirtschaft! Beim Thema Wald versuchen derzeit starke Kräfte im Land, den mühsam errungenen Kompromiss zu verwässern, der 10 % der niedersächsischen Waldfläche für die natürliche Entwicklung sichern soll.

Auch einen verbesserten Schutz der Bürger*innen vor Lärm und Luftschadstoffen sieht die Groko nicht vor. Wie sonst ist die Bestandsaussage zu einem 24 Stunden-Rundum-Flugbetrieb am Flughafen Hannover in der Koalitionsvereinbarung zu verstehen? Andere Länder wie Hamburg sind da gesundheitsbewusster. Die Grundhaltung der Koalitionsvereinbarung spiegelt die Partei-Ideologien um jeden Preis wieder: Arbeitsplätze und Wirtschaftsanforderungen.

Und dennoch: Die Große Koalition kann auch eine Chance sein, weil die Zusammenarbeit der beiden großen Volksparteien Durchsetzungskraft haben kann. Verstärkte Lobby- und Aufklärungsarbeit bei den politischen Entscheidern auf Landes- und kommunaler Ebene wird deshalb nötiger denn je. Dass Naturschutzerfolge möglich sind, erleben wir an der Unterems ebenso wie beim Schutz von Wildkatze und Streuobstwiesen - das sind Themen, bei denen wir in der vergangenen Legislaturperiode vorangekommen sind. Wir sind und bleiben gesprächsbereit.

Ihr

Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler, Landesgeschäftsführer 



Sauberes Wasser in Ems und Nordsee - Die unsichtbare Gefahr

Blasses Hellgelb, sonniges Gelb, zartes Orange und schließlich kräftiges Apricot. So färbt sich nach und nach die Wasserprobe ein, die Vera Konermann an einem Graben im Emsland auf ihren Nährstoffgehalt hin untersucht. Das fröhliche Farbspiel mündet in einer bitteren Erkenntnis: Dieses Bächlein ist stark belastet. Mit einem Nitratgehalt von 27,8 Milligramm pro Liter. Die BUND-Wasserexpertin notiert die Messwerte und verstaut das Mess-Set in ihrem Rucksack. Viele weitere Proben sind nötig, um zu belegen, dass die Gefahr der Überdüngung überall droht. In Bächen, Flüssen und Meeren. Im Trinkwasser. In der Luft, die wir atmen. In unseren Lebensmitteln. Mit Hilfe von Bürger*innen möchte der BUND dieses Umweltproblem in der Emsregion messbar und sichtbar machen.

Überdüngung ist eines der größten ökologischen Probleme in Niedersachsen. Besonders betroffen davon sind die Ems und damit das Wattenmeer der Nordsee, in die der Fluss mündet. Überdüngung bedeutet im Wesentlichen ein Überangebot an Stickstoff. Was lange Zeit als Lebenselixier in der Landwirtschaft galt, ist nun zum Schadstoff und zur Gefahr für unsere Gesundheit geworden: Stickstoff ist der Hauptbestandteil von Düngemitteln und wird im Boden zu Nitrat umgewandelt. Der Hauptverursacher ist damit schnell ausgemacht: die industrielle Landwirtschaft. Der massive Ausbau der Massentierhaltung im nordwestlichen Niedersachsen erzeugt enorme Mengen an Gülle, Jauche und Gärresten, welche auf die Felder ausgebracht werden. Dabei geht es weniger darum, wie viel der Boden an Nährstoffen benötigt, sondern eher um das Entsorgen eines lästigen Nebenproduktes der übermäßigen Fleischproduktion. Im Emsland gibt es viel zu viele Nutztiere: Laut Fleischatlas 2018 müssten über 74.000 Großvieheinheiten weniger gehalten werden.

Eine Großvieheinheit entspricht dabei einer Kuh, fünf Schweinen oder 333 Masthähnchen. Erschwerend für Böden und Grundwasser ist, dass aus den benachbarten Niederlanden noch Gülle importiert wird. Die Grenze der Umweltbelastung ist hier längst überschritten.

Überschüssiger Stickstoff, den Böden und Pflanzen nicht mehr aufnehmen können, fließt bei Regen über Entwässerungsgräben in Flüsse und Seen oder sickert ins Grundwasser. „Beide Wege führen letztendlich ins Meer, wo wir bereits heute starke Schäden beobachten können: trübes Wasser, Schaumberge an den Stränden, starkes Algenwachstum, Artensterben bis hin zur Entstehung toter Zonen ohne Sauerstoff, wo kein Leben mehr möglich ist“, erklärt Vera Konermann. Eine unsichtbare Gefahr, die nicht nur die Natur aus dem Gleichgewicht bringt. 

Erhöhte Stickstoffmengen schaden auch dem Menschen, verursachen Atemwegserkrankungen und können krebserregend sein. Für Säuglinge sind hohe Nitratwerte im Trinkwasser sogar lebensbedrohlich. Und in der Atmosphäre wirkt gasförmiger Stickstoff, hier in Form von Lachgas, als gefährliches Treibhausgas, das auch die Ozonschicht zerstört.

Mit dem Wissen um die Gefahren ist es völlig unverständlich, dass kaum etwas passiert und die Situation an niedersächsischen Gewässern unverändert dramatisch ist: Nur 2 Prozent von ihnen weisen einen guten ökologischen Zustand auf. Und der große Rest? „Gesetze und Richtlinien zum Gewässerschutz gibt es durchaus“, betont Konermann. „Doch weder die Politik noch die Verursacher zeigen ambitioniertes Handeln. Vor allem fehlt es an Kontrollen, um die Nährstoffeinträge in die Gewässer zu messen und damit zu verhindern.“ Hier setzt die Aktion „Emsagenten – Mission Gewässerschutz“ an, die BUND, Nabu und WWF gemeinsam im Rahmen des Projektes „Zukunftsperspektive Tideems“ ins Leben gerufen haben, gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Bingo Umweltstiftung Niedersachsen. Damit weisen die Umweltverbände auf die Belastungen der Gewässer im Einzugsbereich der Ems hin.

Emsagent*innen messen hierfür den Nährstoffgehalt in Flüssen und Seen und melden diese Werte an den BUND, der die Ergebnisse auswertet und veröffentlicht. “Mit der Aktion Emsagenten wollen wir öffentlichen Druck aufbauen, damit die Politik endlich handelt“, erläutert Konermann die Mitmachaktion, die im März startet. „Jede*r ist eingeladen, Emsagent*in zu werden. Denn von sauberen Gewässern profitieren wir letztendlich alle.“ (tm)

Schauen Sie sich zum Thema Überdüngung auch den neuen BUND-Erklärfilm "Flussauen verbessern die Gewässerqualität" unter www.bund.net/elbauen an.



Emsagenten - Mission Gewässerschutz: Dem Nitrat auf der Spur

Die Ems spült zu viele Nährstoffe in die Nordsee. Das ist nicht nur problematisch für die Tiere und Pflanzen, die am und im Fluss leben, sondern auch für die gesamte Küstenregion der Nordsee. Mit der gemeinsamen Aktion „Emsagenten“ setzen sich BUND, Nabu und WWF in den kommenden zwei Jahren für den Gewässerschutz an der Ems ein – mit Ihrer Hilfe!

Für die Aktion werden 100 Emsagenten gesucht, die mindestens dreimal ein Gewässer untersuchen: im März und August 2018 sowie im März 2019. Die unterschiedlichen Messzeiträume sind sinnvoll, da während des Pflanzenwachstums auf den angrenzenden Flächen im Sommer deutlich geringere Nitratwerte in den Gewässern zu erwarten sind. Im Winter hingegen herrscht zeitweise Düngeverbot, da die Pflanzen auf den Flächen kaum wachsen und somit keine Nährstoffe aufnehmen. „Leider geraten gerade in dieser Zeit Nährstoffe in die Gewässer: durch Überdüngung der Böden im Laufe des Jahres, illegales Ausbringen von Gülle und Gärresten oder durch Bodeneintrag bei Regen und Schnee“, sagt Vera Konermann, die die Aktion für den BUND koordiniert. „Dies decken die Emsagent*innen auf!“

Die Messungen sollen zutage bringen, welche Gewässer im Einzugsgebiet der Unterems besonders überdüngt sind und woher der Nährstoffüberschuss kommt. Es gilt vor allem darum, die Gefahr der Umweltbelastung in konkrete Zahlen zu fassen. Die Arbeitsgemeinschaft Wasser von Bund und Ländern (LAWA) sagt beispielsweise, dass ein Gewässer ab einem Nitratgehalt von 11,1 mg/l kritisch belastet ist. „Bei Nitratwerten über 10 mg/l wird daher nicht nur der BUND, sondern auch die zuständige Behörde informiert, damit sie Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Natur ergreifen kann“, so Konermann. So beginnt Veränderung. (tm)

Werden Sie Emsagent*in

Kommen Sie der Überdüngung in der Ems auf die Spur und messen Sie in Gräben, Bächen, Flüssen und Seen den Nährstoffgehalt. Als Emsagent*in tragen Sie zu sauberen Gewässern bei. Schreiben Sie an vera.konermann(at)nds.bund.net .

Ab dem 21. Februar ist eine Bestellung des Mess-Sets auch direkt über die neue Homepage www.emsagenten.de möglich. Eine Anleitung und ein Video erklären, wie die Messungen durchzuführen und dem BUND zu melden sind. Machen Sie mit!



BUND veröffentlicht Energieszenario 2050 - NATURVERTRÄGLICHE ENERGIEWENDE

Deutschland hinkt beim Klimaschutz hinterher. Das verwundert nicht, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien ausgebremst wird und Atomenergie ungedrosselt ins Netz fließen darf. Der BUND fordert daher eine beschleunigte Energiewende. Leitbild ist dabei eine regional basierte Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen bei gleichzeitigem Schutz der biologischen Vielfalt. Der BUND Niedersachsen hat ein Szenario zur Energieversorgung im Jahr 2050 erarbeitet, bei dem genau diese Grundpfeiler miteinander in Einklang gebracht werden: Energiewende und Klimaschutz, Agrarwende und ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft sowie Natur- und Landschaftsschutz.

„Eine naturverträgliche Energiewende und eine Versorgung mit 100 % Erneuerbaren Energien im Jahr 2050 sind möglich, wenn es gelingt, den Energieverbrauch zu halbieren und gleichzeitig deutlich mehr Strom aus Sonne und Wind zu gewinnen“, sagt Michael Kralemann, BUND-Energieexperte und Autor der neuen Broschüre. „Insbesondere bei der Mobilität, der Speicherung von Strom und der Einsparung von Wärme ist noch viel zu tun. Auf keines dieser Potenziale kann verzichtet werden.“ (tm)

Das BUND-Energieszenario 2050 können Sie hier herunterladen.



Schutz für das Estetal - BUND klagt gegen Estering

Der BUND Niedersachsen hat im Januar einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Stade gegen den Betrieb des Esterings, einer Motorsport-Rennstrecke bei Buxtehude, gestellt. Mit dessen Genehmigung hat der Landkreis Stade gegen Lebensraum- und Artenschutzrecht verstoßen und das unmittelbar angrenzende, europarechtlich geschützte Estetal nicht beachtet. Zudem wurde im Verfahren weder die Öffentlichkeit beteiligt noch die vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt. „Wenn sogar die Behörden geltendes Recht missachten, wer schützt dann die Belange von Natur und Umwelt?“, fragt sich Heiner Baumgarten, BUND-Landesvorsitzender. In Gesprächen mit dem Landkreis Stade, der Hansestadt Buxtehude und dem Automobil Club Niederelbe (ACN) als Betreiber des Esterings konnte im Dezember keine außergerichtliche Lösung erzielt werden. (tm)



Personalwechsel an der Verbandsspitze - Frauenpower im BUND

Susanne Gerstner wird neue Landesgeschäftsführerin des BUND

Der Landesverband Niedersachsen erhält im April eine neue Geschäftsführung: Susanne Gerstner übernimmt die Leitung von Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler, der nach 34 Jahren im BUND in den Ruhestand geht. Die 50-jährige Landschaftsplanerin war bisher Geschäftsführerin des Trägerverbundes Burg Lenzen in Brandenburg an der Elbe, leitete dort das Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation und ist somit mit den Zielen des Umweltverbandes bestens vertraut. „Der BUND hat in vergangenen Jahrzehnten Wichtiges für den Schutz der Flüsse, Wälder und Meere in Niedersachsen erreicht“, so Gerstner. „Diese Erfolgsgeschichte möchte ich als Landesgeschäftsführerin fortsetzen.“

Nachfolgerin von Susanne Gerstner auf Burg Lenzen wird Bettina Kühnast. Die 40-jährige Diplom-Pädagogin bringt mehrjährige Erfahrung in der Bildungsarbeit und im Projektmanagement mit, unter anderem an der Leuphana Universität Lüneburg und bei Europarc Deutschland. (tm)



BUND pflanzt Bäume und Sträucher - Sichere Wege für die Wildkatze

Buddeln für den Artenschutz: BUND und Naturschutzverein Alpeniederung pflanzten am 27. Januar Bäume und Sträucher für einen strukturreichen Waldrand. Foto: BUND Buddeln für den Artenschutz: BUND und Naturschutzverein Alpeniederung pflanzten am 27. Januar Bäume und Sträucher für einen strukturreichen Waldrand. Foto: BUND

Rund 10 Prozent der Landesfläche muss Niedersachsen für die Vernetzung von Lebensräumen zur Verfügung stellen. Von diesem Ziel ist das Land noch weit entfernt. Um wandernden Arten wie der Wildkatze dennoch sichere Wegstrecken zu bieten, legt der BUND seit Jahren Wildkatzenkorridore zwischen Wäldern an – mit großer Unterstützung von Bürger*innen und Organisationen vor Ort. Über 50 kleine und große Helfer*innen pflanzten im November 450 heimische Bäume und Sträucher an der Pötzener Landwehr bei Hameln, im Januar folgten rund 250 Pflanzen bei Stöckse im Landkreis Nienburg.

Beide Anpflanzungen tragen dazu bei, dass die Wildkatze sich von Südniedersachsen in Richtung Lüneburger Heide ausbreiten kann. Von den grünen Inseln profitieren alle Tierarten, die auf Wälder, Hecken und Randstreifen angewiesen sind, wie Laubfrosch und Haselmaus, Rebhuhn und Hirschkäfer. (tm)



BUND Cloppenburg sucht Aktive - Naturschutz auf schwierigem Terrain

Überlebenswichtig: Nisthilfen für Insekten bei Cloppenburg. Foto: BUND / Gigerich Überlebenswichtig: Nisthilfen für Insekten bei Cloppenburg. Foto: BUND / Gigerich

Das Oldenburger Münsterland mit seinen Landkreisen Vechta und Cloppenburg gilt in punkto Tierhaltung und Umweltschutz als Schmuddelkind der Nation, denn eine solche Ballung von Intensivtierhaltung und Schlachthöfen gibt es nirgendwo in Deutschland: über drei Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Das bedeutet Millionen von Rindern, Schweinen und Hühnern, die gemästet, geschlachtet und deren Gülle entsorgt werden müssen. In die strukturschwache Region brachte der Fleischboom Arbeit und Lohn. Doch die Natur hat schwer daran zu tragen: hohe Nitratwerte in den Flüssen, Probleme bei der Trinkwasserversorgung und monotone Landschaften mit riesigen, stinkenden Mastanlagen.

Groß-Schlachthof abgelehnt

Nicht nur BUND-Mensch Stefan Gigerich empfindet „Es reicht“-Stimmung. Auch in der Bevölkerung regt sich zunehmend Widerstand, in den Rathäusern und im Kreishaus wächst das Bewusstsein, dass man nicht hemmungslos so weiter wirtschaften kann wie bislang. Gerade ist die Ansiedlung eines weiteren Groß-Schlachthofes bei Molbergen gescheitert. Rund 2.000 neue Arbeitsplätze für 25.000 Schlachtungen täglich – damit warben der Schlachtkonzern Bresaole Pini aus Italien und einige Regionalpolitiker für eine Zustimmung zum Bauvorhaben.

Angst vor weiterer Wasserverschmutzung, Geruchsbelästigung sowie eine Zunahme des Lkw-Verkehrs im Ort führten jedoch dazu, dass höhere Auflagen zum Frisch- und Abwasser und zur Qualität der Arbeitsplätze gestellt wurden. Der Konzern sprang ab, das Projekt ist vom Tisch. „Vor 10 Jahren wäre der Groß-Schlachthof einfach gebaut worden, aber diese Zeiten scheinen vorbei zu sein“, freut sich Gigerich über die Entscheidung.

Von außen betrachtet scheint es vielen, dass angesichts der jahrzehntelangen Naturausbeutung in Cloppenburg schon alles verloren sei, was natürlich und schützenswert ist. Dagegen wehrt sich Gigerich. „Auch zwischen Mais-Monokulturen und Riesenställen finden sich immer noch Orte voller Leben, die es zu schützen gilt“, sagt der Cloppenburger. Dafür setzt er sich gemeinsam mit Ludger Lange aus Barßel in der BUND-Kreisgruppe ein. Zum Beispiel im Vehnemoor, das im Jahr 2008 nach jahrelangen Bemühungen Naturschutzgebiet wurde. Oder an der Soeste. Der Fluss durchkreuzt den Landkreis Cloppenburg von Norden nach Süden und verbindet artenreiche, idyllische Landschaften miteinander. Ein sanfter Tourismus ist hier entstanden: Bürger*innen entdecken ihre Schönheit gern auf dem Rücken eines Drahtesels.

So idyllisch schlängelt sich die Soeste durch den Landkreis. Foto: BUND / Gigerich

Für den Schutz der Soeste sucht der BUND Mitstreiter in der Bevölkerung. „Ob durch Führungen zu den Prachtlibellen, das Schaffen von Brutplätzen für den Eisvogel oder Kopfweidenpflege – Schutzmaßnahmen und Umweltbildung sind ein wichtiges Zeichen, um zu zeigen, dass der Fluss die Lebensader der Region ist“, so Gigerich. Und ein Zeichen des Protests: Denn immer noch werde zugelassen, dass Gewerbegebiete wie das Soeste-Center in Überschwemmungsbereichen gebaut werden oder Schlachthöfe wie die Firma Vion den Fluss durch verunreinigtes Abwasser und zu hohe Stickstoff-Einträge verseuchen dürfen.

Gegen das Insektensterben

Eng verbunden mit der Intensivlandwirtschaft in der Region ist der Rückgang der Insekten mit seinen weitreichenden Konsequenzen. Auch dieses Problem beschäftigt den BUND Cloppenburg seit längerem. Hier und dort gibt erste Projekte mit Imkern: Gemüsebauer lassen landwirtschaftliche Flächen brach liegen, um der Natur ihren Raum und Insekten einen Lebensraum zu geben. Diese guten Ansätze gilt es zu unterstützen, findet Gigerich: „Wir planen vielfältige Aktionen für den Insektenschutz zusammen mit anderen BUND-Gruppen, die weit über das Aufstellen von Insektenhotels hinausgehen!“ (tm)

Machen Sie mit!

Der BUND Cloppenburg sucht Aktive, die sich für den Umwelt- und Naturschutz einsetzen. Wenn Sie reinschnuppern möchten, wenden Sie sich an:

Stefan Gigerich für den südlichen Landkreis
Tel.: (0170) 317 45 91
stefan.gigerich(at)bund.net

Ludger Lange für den nördlichen Landkreis
ludger.lange(at)bund.net



Helfer*innen für neue Wegraine gesucht - Wildblumenwiesen am Wegesrand

Ein Wegrand in voller Blüte ist ein Eldorado für Insekten. Foto: Gerd Kriewald Ein Wegrand in voller Blüte ist ein Eldorado für Insekten. Foto: Gerd Kriewald

Das Insektensterben war 2017 in aller Munde. Ursache ist neben der intensiven Landwirtschaft mit Gift- und Gülleeinsatz auch der Verlust an Wegrändern. Statt Lebensraum für Wildbienen und Schmetterlinge zu bieten, werden sie nicht selten bis an die Fahrbahn überackert. Viele dieser Wegränder befinden sich im öffentlichen Eigentum. In den Landkreisen Cuxhaven und Osterholz gelang dem BUND an einigen Stellen die Rückgewinnung von überackerten Wegrändern für die Natur sowie die Aussaat einer Wildblumenmischung. Im Cuxland möchte der BUND Unterweser exemplarisch „Vorzeigewegränder“ naturnah entwickeln. Helfer*innen sind herzlich willkommen.

In der Agrarlandschaft bieten Wegränder einen letzten Rückzugsraum für Flora und Fauna und verbinden noch vorhandene Lebensräume miteinander. Da auf den angrenzenden Äckern gepflügt, gedüngt und oft Pestizide gespritzt werden, sorgen ganzjährig ungenutzte Wegränder für eine große Artenvielfalt und sichern das natürliche Samenpotenzial im Boden. Vielfältige Strukturen aus Gräsern, Stauden, zuweilen auch Gebüschen oder Einzelbäumen schaffen und bewahren ökologische Nischen. Diese Vielfalt gilt es zu erhalten und zu entwickeln. (bq)

Das sagen unsere Aktiven!

„Im Sommer 2017 kamen wir über einen Zeitungsartikel zum BUND-Projekt „Wegesrand“. Ein Blühstreifen soll für eine farbenfrohe Auflockerung der Feldflure sorgen und Tieren wie zum Beispiel Bienen zur neuen Lebens- und Nahrungsquelle werden. Unsere Kinder sollen in einer gesunden und artenreichen Umwelt aufwachsen. Daher helfen wir als Natur- und Tierfreunde tatkräftig mit!“. Susanne Kosuch & Wencke Naused 

Möchten Sie mithelfen? Mehr Informationen gibt es unter www.bund-weser-elbe.de/mitmachen/



Wildkatzenerfassung wird ausgeweitet - Haarige Suche

Auch in 2018 führt der BUND zusammen mit der niedersächsischen Fachbehörde für Naturschutz, dem NLWKN, die großflächige Erfassung der Wildkatze in  Niedersachsen fort. Das Untersuchungsgebiet umfasst nun auch den Landkreis Lüchow-Dannenberg und den südlichen Landkreis Osnabrück. Sichtungen im Teutoburger Wald und an der Elbe gaben Anlass dazu, in diesen Gebieten ebenfalls nach Wildkatzenvorkommen zu suchen. Damit wird ein weiterer großer Teil der Norddeutschen Tiefebene abgedeckt. Die Lockstöcke befinden sich überwiegend auf Waldflächen der Landesforst. Über 40 Naturschützer*innen beteiligen sich an der zweimonatigen Untersuchung: Einmal wöchentlich kontrollieren sie rund 300 Lockstöcke, die zuvor mit Baldrian besprüht wurden, auf Wildkatzenhaare. Dieser Duftstoff zieht umherstreifende Katzen an. Die Wildkatzen reiben sich an dem rauen Holz und hinterlassen daran ihre Haare. Die Haarproben werden genetisch analysiert, um Art und Herkunft der Tiere herauszufinden. Die Daten werden in eine bundesweite Gendatenbank eingespeist. (ak)





Auf die Straße für eine zauberhafte Landwirtschaft - Wir haben es satt!

Die BUNDjugend auf der Wir-haben-es-satt-Demo. Foto: BUND Die BUNDjugend auf der Wir-haben-es-satt-Demo. Foto: BUND

Agrarminister Schmidt glaubt offensichtlich immer noch, dass eine nachhaltige und gerechte Landwirtschaft ein unmögliches Hexenwerk ist. Deshalb hat ihm die BUNDjugend auf der diesjährigen „Wir haben es satt“-Demo am 20. Januar einen Zaubertrank gebraut. Die Zutaten: Regionaler und saisonaler Anbau, faire Löhne, ein gerechter Welthandel, keine Pestizide, glückliche Tiere und eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur!

Gemeinsam mit mehr als 30.000 Menschen aus ganz Deutschland hat die BUNDjugend Niedersachsen in Berlin demonstriert. „Wir hatten viel Spaß auf der Demo, doch das Thema ist ernst!“, betont Leonie Treder aus der Landesjugendleitung Niedersachen. „Denn die Agrarkonzerne zerstören unsere Lebensgrundlage. 

Wir müssen uns für eine nachhaltige, umweltverträgliche Landwirtschaft ohne Tierleid einsetzen. Es kann nicht sein, dass Lebensmittel günstig auf Kosten von Umwelt, Tieren, Bäuer*innen und zukünftigen Generationen produziert werden.“ (rr)

Mehr Fotos von der Demo unter www.bundjugend-niedersachsen.de



Klimagerechtigkeit im Selbstversuch - Wir fasten fürs Klima, mach mit!

Kennst du das auch? Du möchtest eigentlich noch viel umweltbewusster leben, aber im Alltag kommt immer wieder was dazwischen? Gewohnheiten zu verändern, ist eben nicht immer leicht. Deshalb möchten wir gemeinsam die Fastenzeit vom 14. Februar bis zum 31. März nutzen, um bewusster zu leben und neue Wege auszuprobieren: Regional, saisonal und möglichst verpackungsfrei einkaufen? Auf das Auto verzichten? Vegetarisch oder vegan leben? Welches Ziel du dir setzen möchtest, entscheidest du selbst!

Klimafasten 2018 ist eine Idee von BUNDjugend Niedersachsen, JANUN und Naturschutzjugend Niedersachsen. Gemeinsam begleiten wir dich mit vielen Tipps und Infos und motivieren uns gegenseitig, am Ball zu bleiben. Lasst uns entdecken, wie viel Spaß ein klimagerechter Lebensstil machen kann. Schreib an romina(at)bundjugend-niedersachsen.de . (rr) 



BUNDjugend in Hannover

Am 23. Januar sind wir eng zusammengerückt am Tisch, weil so viele Interessierte zu unserem BUNDjugend-Kennenlerntreffen in Hannover gekommen sind. Mit vielen helfenden Händen waren Kürbissuppe und Linsensalat schnell zubereitet und am Ende war klar: Wir treffen uns ab jetzt regelmäßig in Hannover und setzen uns gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft ein! Wenn Du mitmachen möchtest, schreib an: christin(at)bundjugend-niedersachsen.de



Finde die Wildbiene des Jahres

Die Gelbbindige Furchenbiene ist die Wildbiene des Jahres 2018. Der BUND macht sich daher im neuen Wildbienen-Projekt „Ökologische Nische Friedhof“ auf die Suche nach dieser seltenen Art, die bisher nur im südlichen Niedersachsen gesichtet wurde.

Suchen Sie mit – auf unseren BUND-Exkursionen oder eigenständig an sonnenexponierten, blütenreichen Standorten. Dank ihrer Größe und den ockergelben Querbinden auf dem Hinterleib ist die Gelbbindige Furchenbiene leicht von anderen Wildbienenarten zu unterscheiden. Sie entdecken die Tiere am besten von Ende April bis Ende August an blütenreichen Wegrändern, auf Wiesen, in naturnahen Gärten und Parkanlagen!

Melden Sie Ihre Funde – gern mit Foto – an jakob.klucken(at)nds.bund.net  . (jg)

Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae)

Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae). Foto: Svenja Bänsch Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae). Foto: Svenja Bänsch

BESCHREIBUNG: 12-14 mm groß, mit schlanken Körperbau. Breite ockergelbe Binden auf dem Hinterleib. Aufgrund der Größe und Färbung sehr auffällig.

FLUGZEIT: Weibchen Anfang April bis Oktober, Männchen Juni bis Oktober.

NAHRUNG: Pollen von Korbblütlern, Karden- und Windengewächsen. Häufig auf Disteln, Flockenblumen, Bitterkraut und Wegwarte. 

 



Für Streuobst-Liebhaber

Wiesenblumen-Puzzle und Obstbaum-Quiz: Vor allem Kinder können Sie als Streuobstpädagoge*in leicht für diesen artenreichen Lebensraum faszinieren. Foto: BUND Wiesenblumen-Puzzle und Obstbaum-Quiz: Vor allem Kinder können Sie als Streuobstpädagoge*in leicht für diesen artenreichen Lebensraum faszinieren. Foto: BUND

Wie schneidet man Obstbäume richtig? Welche Tiere leben auf der Streuobstwiese? In der Ausbildung zum Streuobst-Pädagogen des BUND erfahren Sie alles über diesen artenreichen Lebensraum und können fortan Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ganz Niedersachsen für das Thema Streuobst begeistern. Der neue Ausbildungskurs beginnt am 6. März, es sind noch wenige Plätze frei. Der BUND führt die Ausbildung im Rahmen des EU-Projekts „Zusammenarbeit zur Erhaltung von Streuobstwiesen“ gemeinsam mit dem Streuobst-Pädagogen e.V. und der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz durch. Infos unter www.streuobstwiesen-niedersachsen.de . (kh)

 



Vermischtes

Naturschutz braucht Freunde. Werben Sie für den BUND! Diese Freianzeige finden Sie ab sofort unter www.bund-niedersachsen.de/freianzeigen/ .
 



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Redaktion:
Dr. Tonja Mannstedt (tm), BUND Niedersachsen e.V.
Weitere Autoren dieser Ausgabe: Jakob Grabow-Klucken (jg), Katja Helbig (kh), Andrea Krug (ak), Bernd Quellmalz (bq), Romina Ranke (rr)

Spendenkonto:
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